Marien_2_24
belastenden Erinnerungen, Konzentrationsstörungen oder starke Scham- und Schuldgefühle. Zudem können körperliche Symptome wie Magen-Darm-Beschwerden oder Rücken- schmerzen die Folge einer übermäßigen emotionalen Erschütterung sein, welche die Gesundheit nachhaltig beein- trächtigt. – Körper und Seele beeinflussen sich wechselseitig. Nicht selten entsteht daraus ein Teufelskreis, an dessen Ende eine zusätzliche schwere Belastung der Patienten und ihrer Angehörigen steht. Niederschwellige Versorgung „Wichtig ist, dass akut traumatisierte Menschen rasch und niederschwellig therapeutische Unterstützung erfahren und umfassend Informationen zu möglichen Folgen einer Traumati- sierung erhalten“, betont Dr. Enzenhofer. Mit kurzfristiger Krisenintervention und unterstützenden Gesprächen werden die akuten Belastungssymptome behandelt. Dabei berück- sichtigt das Team der Traumaambulanz die individuellen Bewältigungsstrategien eines jeden Menschen und fördert außerdem dessen persönliche Ressourcen. Im Rahmen des Opferentschädigungsgesetzes (OEG) werden diese Leistungen durch das Land Baden-Württemberg finanziert. „Unser Anliegen ist, dass akut traumatisierte Erwachsene durch Ersthelfer wie Opferorganisationen, aber auch die Polizei oder die Notaufnahmen an die Traumaambulanz verwiesen werden“, sagt Dr. Johannes Becker-Pfaff, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Stabilisieren und stützen Am Anfang ist die Bereitschaft des Gewaltopfers erforderlich, den Kontakt zu den professionellen Helfern zu suchen, Ver- trauen aufzubauen und sich langsam zu öffnen. Dabei soll die aktuelle Situation geordnet und auf bestehende Ressourcen zurückgegriffen werden. Die niederschwellige Versorgung mit kurzfristig möglichen Gesprächsterminen bietet hierfür die ideale Voraussetzung. „In unserer psychologischen Erstbetreuung schauen wir, was jede oder jeder Einzelne braucht, denn es ist sehr unterschied- lich, wie Menschen mit einem extrem belastenden Ereignis umgehen“, erklärt Dr. Enzenhofer. Schon in den ersten Gesprächen gehe es darum, die Beschwerden der traumatisi- serten Menschen zu lindern und typische Symptome wie erhöhte Anspannung und Schlafstörungen zu behandeln, den Patienten Hilfsmittel an die Hand zu geben, wie sie mit den Beschwerden umgehen können. Gleichermaßen erhalten sie Informationen und Unterstützung bei der Antragstellung zur Opferentschädigung oder einer langfristigen Psychotherapie. Doch Enzenhofer weiß auch: „Die meiste Unterstützung kommt aus dem privaten Bereich. Daher ist es für traumatisierte Men- schen wichtig, die Familie, Verwandte, Freunde einzubeziehen. Dr. Manuel Enzenhofer leitet die neu eröffnete Traumaambulanz Traumaambulanz Ein spezialisiertes Team aus Ärzten und Psychologen der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psycho- therapie ist montag bis freitags von 8.00 bis 14 Uhr telefonisch unter 0711 6489-8844 erreichbar. Außerhalb der Bürozeiten ist ein Anrufbeantworter geschaltet. psm-trauma@vinzenz.de INFO Denn die Gefahr besteht häufig darin, dass sich die Opfer durch das Empfinden von Schuld und Scham zurückziehen, was nicht selten zur Chronifizierung des Leidens führt.“ Mehr Lebensqualität, weniger Leidensdruck Beistand in einer emotional sehr schwierigen Lebenssituation geht über medizinische Hilfe weit hinaus. „Wir bieten traumati- sierten Menschen einen geschützten Raum, um die ersten Schritte auf dem Weg der Heilung zu gehen. Unser Ziel ist es, diesen Menschen schnell und effektiv zu helfen, damit sie wieder Hoffnung und Lebensmut schöpfen können“, fasst Dr. Becker-Pfaff die Arbeit der Traumaambulanz innerhalb seiner Klinik zusammen. »Ziel ist, traumatisierten Menschen zu helfen, damit sie wieder Hoffnung und Lebensmut schöpfen können.« Dr. Johannes Becker-Pfaff 21 marien 02 | 2024 TRAUMAAMBULANZ
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NTI2Nzc=