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Gemeinsam stark bleiben Die Einsätze der Hubschrauberstaffel sind oft eine enorme Herausforderung. Deshalb sind neben fachlicher Kompe- tenz auch eine kontinuierlich hohe körperliche Fitness und mentale Wider- standsfähigkeit unverzichtbare Voraus- setzungen für die Frauen und Männer in der Staffel. Für Philipp Zürn und seine Kolleginnen und Kollegen ist die gegen- seitige Verlässlichkeit sowohl im Beruf als auch auf persönlicher Ebene von größter Bedeutung. „Als Team ver- bringen wir viel Zeit miteinander und unterstützen uns. Anders lässt sich eine gute Teamleistung gar nicht erbringen“, sagt der 41-jährige Pilot. Kooperation für Prävention „Das Fliegen über mehrere Stunden vor allem bei Nachteinsätzen ist physisch und psychisch sehr belastend“, weiß Michael Bantle, der bis zu seinem Ruhe- stand im April die Leitung der Polizeihub- schrauberstaffel Baden-Württemberg innehatte. Er war es, der 2016 für seine fliegende Besatzung die medizinische und therapeutische Unterstützung durch Experten am Marienhospital suchte. „Der Auslöser war, dass zwei meiner Leute massive Bandscheibenprobleme im Halswirbelbereich entwickelten und deshalb nicht mehr flugtauglich waren. Sie mussten ihren Dienst als Piloten vor- zeitig beenden“, erzählt Michael Bantle. Um sein Team langfristig vor solchen Risiken zu schützen, wandte er sich an Professor Dr. Ulrich Liener, Ärztlicher Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie am Marienhospital Stuttgart. Multiple Belastung „Die starke körperliche Belastung, denen die Hubschrauberpiloten aus- gesetzt sind, hat verschiedene Ursa- chen“, erklärt Professor Liener. Zum einen sei es die starke Vibration durch Triebwerk und Rotorblätter, die negativ auf den Rücken wirkten kann. Hinzu komme die starre, meist vorgeneigte Sitzposition, die den Piloten im Cockpit wenig Bewegungsfreiheit ließe. „Selbst für einen gut trainierten Körper bedeutet dies Stress für die Wirbelsäule und scha- det den Bandscheiben“, erläutert er. Darüber hinaus sind vor allem die Hals- und Nackenwirbelsäule der Piloten auf- grund des schweren Helms stark bean- sprucht und gefährdet. Helm inklusive Nachtsichtgerät wiegen rund drei Kilo- gramm, also fast so viel wie ein mensch- licher Kopf. Bei einer Schicht mit mehr- stündigen Einsätzen sind daher Hals und Nacken durch das Gewicht massiv gefordert. „Während den Einsätzen bei Nacht arbeiten wir mit der Wärmebild- kamera, die am Helikopter befestigt ist. Mit ihr lassen sich aus dem Hubschrau- ber am Boden kleinste Lebewesen Die Hals- und Nackenwirbelsäule der Piloten ist durch den schweren Helm zusätzlich stark beansprucht und gefährdet.« Professor Dr. Ulrich Liener, Ärztlicher Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie am Marienhospital Daniel Köhle (li.), Physio- therapeut im activum – Zentrum für ambulante Physiotherapie und Ergo- therapie am Marien- hospital Stuttgart betreut Polizeipilot Philipp Zürn und unterstützt ihn bei seinem Training 27 marien 02 | 2024 MEDIZIN
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