Marien_2_24

Oberarzt Dr. med. Jörg Mayer Leiter Schwerpunkt Otologie, Facharzt für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie Oberarzt Dr. Jörg Mayer leitet den Schwerpunkt Otologie am Marienhospital Stuttgart. Zusammen mit seinem Team berät und therapiert er Patientinnen und Patienten mit einer hochgradigen Hörminderung. Dabei legt er großen Wert auf individuell optimale Lösungen und bietet ein breites Portfolio an therapeutischen Maßnahmen. Als Cochlea-Implantat-versorgende Einrichtung werden im Marien- hospital Stuttgart hochgradig Schwerhörige, denen herkömmliche Hörgeräte nur wenig oder gar keinen Nutzen mehr bringen, mit Innenohrprothesen versorgt und in speziellen CI-Sprechstunden lebenslang betreut. Bei unserer Telefonaktion beantwortete Dr. Jörg Mayer die Fragen unserer Anruferinnen und Anrufer. Moderne Therapien für besseres Hören Seit meiner Kindheit bin ich auf dem linken Ohr komplett taub, auf dem rechten höre ich aber gut. Falls sich das rechte Ohr altersbedingt verschlechtert, ist mit 66 Jahren eine Implantat- versorgung sinnvoll und noch möglich? Prinzipiell spielt das Alter für eine Implantatversorgung keine Rolle. Grundvoraussetzung ist, dass vor allem der Hör- nerv richtig angelegt ist. In Ihrem Fall muss daher zunächst abgeklärt werden, welche Ursache Ihre einseitige Taubheit hat. Liegt möglicherweise eine Fehlbildung vor? Sollte ein Cochlea- Implantat bei Ihnen nicht sinnvoll eingesetzt werden können, gibt es durchaus Alternativen, die wir nach entsprechenden Untersuchungen gerne ausführlich mit Ihnen besprechen. In den vergangenen 30 Jahren hatte ich mehrere Hörstürze und bin nun auf dem rechten Ohr hochgradig schwerhörig. Mit dem verordneten Hörgerät komme ich nicht zurecht. Welche Alternativen gibt es zu einem Cochlea-Implantat? Bei einer hochgradigen Höreinschränkung stellt die CROS- Versorgung ( C ontralateral R outing o f S ignal) eine Alternative dar. Mit ihr wird das taube Ohr zwar nicht hörend, aber es handelt sich um ein System, das Signale auf der nichthörenden Seite aufnimmt und an das hörende Ohr überträgt. Diese Technik kommt ersatzweise infrage, falls ein Cochlea- Implantat nicht möglich ist und hilft Menschen trotz einseitiger Taubheit wieder zuordnen zu können, wenn sie von der geschädigten Seite her angesprochen werden. Sie lenkt Klänge vom nichthörenden auf das hörende Ohr über Knochen- schwingung oder ein Hörgerät. Ich höre auf einem Ohr sehr schlecht. Mit dieser Einschränk- ung komme ich bislang gut zurecht. Welche Nachteile könnte das einseitige Hören haben, und würden Sie mir dennoch zu einem Cochlea-Implantat oder einem Hörgerät raten? Tatsächlich ist das Erleben einer solchen Einschränkung sehr individuell, weshalb es hier keinen pauschalen Rat geben kann. Allerdings ist bei einem einseitigen Hörverlust das räumliche Hören stark beeinträchtigt. Bei einigen Menschen kann dies anfangs kompensiert werden. Doch bei hinzu- kommender Altersschwerhörigkeit sind Probleme zu erwarten. Daher ist eine langfristige Planung empfehlenswert. Deshalb rate ich zu einer Versorgung des geschädigten Ohrs, um Fol- gen wie etwa schwere Stürze bestmöglich zu vermeiden. Was genau versteht man unter einem Cochlea-Implantat? Das Cochlea-Implantat (CI) ist eine elektronische Hör- prothese, welche die Funktion des Innenohrs ersetzen kann. Eingesetzt wird es bei hochgradiger Innenohrschwerhörigkeit oder Ertaubung, etwa, wenn die Haarzellen in der Hörschnecke nach Erwerb der Sprache geschädigt sind, oder bei einer angeborenen Taubheit; zudem bei Schwerhörigkeit, bei der mit einem Hörgerät kein ausreichendes Sprachverstehen möglich ist. Die Entscheidung für ein Cochlea-Implantat hängt von der indi- viduellen Hörsituation, der Ursache, der Dauer der Gehörlosig- keit und anderen medizinischen Überlegungen ab. Ein Team aus Ärzten, Audiologen und Therapeuten bewertet den jeweili- gen Fall und empfiehlt die beste Behandlungsoption für den Patienten. TELEFONAKTION 2024 TELEFONAKTION 50 marien 02 | 2024

RkJQdWJsaXNoZXIy NTI2Nzc=