Die ehemalige Krankenpflegeschülerin Petra Lutz
Petra Lutz machte ihre Pflegeausbildung am Marienhospital von 1984 bis 1987. Ihre Fotos aus dem praktischen Unterricht und dem Schulwohnheim dokumentieren, dass ernsthaft gearbeitet, aber auch kräftig gefeiert wurde. Außerdem schickte sie ein Dokument, das belegt, wieviel Geld Krankenpflegeschülerinnen 1983 bekamen. Die ersten Krankenpflegeschülerinnen erhielten keinerlei Vergütung. Ganz im Gegenteil: Bis 1951 mussten weltliche Schülerinnen (also solche, die nicht im Orden waren) monatlich 10 Mark Schulgeld zahlen und ihre Schwesterntracht selbst kaufen. Erst ab 1957 erhielten sie ein kleines Taschengeld.
In den Achtzigerjahren hatte sich die Ausbildungsvergütung bereits kräftig erhöht. Die Berufskleidung wurde kostenlos gestellt und Schulgeld gab es nicht mehr. Heute beträgt das Tarifgehalt an der Schule im ersten Jahr brutto rund 1166 Euro, im zweiten Jahr 1227 und im dritten Ausbildungsjahr 1328 Euro. Wer möchte, kann günstig im Wohnheim des Krankenhauses wohnen und in der klinikeigenen Cafeteria essen.
Anfangs war die Pflegeausbildung einjährig, ab 1938 anderthalb-, ab 1942 zweijährig. 1957 wurde die Ausbildung auf drei Jahre verlängert, das Examen wurde aber schon nach zwei Jahren gemacht. Dem folgte ein praktisches Anerkennungsjahr. Die Freizeit war 1957 noch extrem knapp. Die Schüler hatten nur jeden zweiten Sonntag frei, mussten ansonsten jeden Tag arbeiten und lernen.
Jubiläumsgrüße per E-Mail von der Ordensschwester Hildegard Spieß
Schwester Hildegard Spieß (links) war früher Krankenschwester und stellvertretende Oberin im Marienhospital. Jetzt lebt sie im Wohnpark Maria Hilf, dem Schwesternaltenheim beim Kloster Untermarchtal. Sr. Hildegard e-mailte uns, dass sie von 1966 bis 1969 die Pflegeausbildung am Marienhospital gemacht hat. Zu dieser Zeit ging der Anteil der Ordensschwestern in der Ausbildung bereits zurück. In Schwester Hildegards Kurs waren nur noch zwei weitere Ordensschwestern, nämlich Schwester Elsbeth Schnitter und Schwester Irmfrieda Lehr.
Schwester Hildegard schrieb: „Wir waren 30 Schülerinnen. Männliche Schüler waren nicht dabei.“ Der Ausbildungsjahrgang war der erste, der nach drei statt zuvor nach zwei Jahren Examen machte. Heute kaum zu glauben: „Es gab zu dieser Zeit noch keine Betten mit Rädern. Frischoperierte, Schwerverletzte und Schwerstkranke haben wir stets zu dritt vom Bett auf die Trage bzw. von der Trage ins Bett umgelagert. In Ausnahmefällen gab es Räder zum Anschrauben, aber das war kompliziert.“ Es gab auch noch kein Einmalmaterial und auch noch keine zentrale Sterilisationsabteilung, wo benutzte Instrumente und Hilfsmittel gereinigt und desinfiziert wurden. „Blasenkatheter aus Gummi wurden von uns Schülerinnen in der Stationsküche ausgekocht. Einmal habe ich sie verkocht und alle waren kaputt – allergrößte Katastrophe!“
Und noch weitere Erinnerungsschreiben gingen ein
Monika Lusch-Krauss belegte den Pflegekurs 1976 bis 1979. Die Krankenschwester hat ihre Prüfungsaufgaben bis heute aufbewahrt. Bei der mündlichen Prüfung ging es um Maldigestion (unzureichende Verdauung) und Schlafmittelvergiftung ebenso wie um die Frage „Wie ist unser Grundgesetz entstanden?“ Auf einem Bild ist sie mit einem der ersten männlichen Pflegeschüler bei einem Spieleabend zu sehen. Ab den Siebzigerjahren machten mehr Männer eine Pflegeausbildung. Monika Lusch erinnert sich: „Da die Auszubildenden erst ab 1979 eigene Hausschlüssel bekamen, waren die wenigen Mitschülerinnen mit eigenem Auto begehrt. Denn mit dem Tiefgaragenschlüssel gelangte man am Pförtner vorbei Tag und Nacht ins Krankenhaus und ins Wohnheim.“
Schwester Raphaela Heimpel ist heute Oberin der Vinzenz Klinik in Bad Ditzenbach. Die damalige Postulantin (angehende Ordensfrau, aber noch nicht offiziell ins Kloster aufgenommen) absolvierte 1984 bis 1987 ihre Pflegeausbildung. Sie schreibt: „Langjährige Freundschaften haben sich in diesen Jahren begründet und die Liebe zur Pflege.“ Sr. Raphaela ist auf dem Examensfoto vorn die vierte von links.
Hannelore Trömer schickte ihr Examenskurs-Bild von 1963. Damals wurde nach zwei Jahren Examen gemacht. Das dritte Ausbildungsjahr war dann das sogenannte Praktische Jahr. Die Ordensschwester unten links ist Schulschwester Ilga Kneer, die zweite von links die spätere Generaloberin und Marienhospital-Oberin Schwester Adeltrudis Klink. Oben 3. von links: Schwester M. Ulphina Seibold, die damalige Oberin.
DIE BERUFSFACHSCHULE FÜR PFLEGE – ihre Geschichte in zwei Teilen
Sie sind an der Geschichte unserer Krankenpflegeschule interessiert? Hier können Sie die bislang erschienenen Teile nachlesen.
Teil 1: Den Schulnamen in 100 Jahren mehrfach verändert
Teil 2: Jubiläum Krankenpflegeschule – Teil 2