Als die Frauenklinik vor 100 Jahren als eigenständiger Fachbereich im Marienhospital eröffnet wurde, stand nur eine Handvoll Betten für gynäkologisch erkrankte oder entbindende Frauen zur Verfügung. Heute arbeitet PD Dr. Manfred Hofmann, Ärztlicher Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Marienhospital, mit einem Team von insgesamt 27 Ärzten, 20 Hebammen, dazu zahlreichen speziell geschulten Pflege- und medizinischen Fachkräften zusammen. Jährlich werden fast 5.000 stationäre sowie rund 10.000 ambulante Behandlungen durchgeführt.
Frauenheilkunde umfassend und innovativ
„Die erneute Auszeichnung durch das Magazin Focus, eine der besten Frauenkliniken Baden-Württembergs zu sein, erfüllt uns natürlich mit Stolz“, freut sich PD Dr. Manfred Hofmann anlässlich des Jubiläums. „Und die besondere Würdigung und Empfehlung als Gynäkologisches Krebszentrum sowie als einzige Stuttgarter Klinik in der operativen Therapie nichtbösartiger gynäkologischer Erkrankungen bestätigt uns in unserer Arbeit“, ergänzt er.
„Ob Myome, Blutungsstörungen, Endometriose, chronische Unterbauchbeschwerden, Eierstockzysten oder gutartige Brusterkrankungen – wir decken das gesamte Spektrum typischer gynäkologischer Erkrankungen therapeutisch ab. Viele Eingriffe führen wir im Rahmen einer minimalinvasiven Operation durch“, sagt die leitende Oberärztin Beyhan Demirdelen, „denn es liegt uns viel daran, die Behandlungen mit der für die Patientin geringsten Belastung zum Erfolg zu führen.“
In der speziellen Senkungs- und Inkontinenzsprechstunde, geleitet von Dr. Shayan Alimehr, werden Frauen zu den häufigen und meist sehr belastenden Leiden einer Blasenschwäche und Blasensenkung beraten. Der spezialisierte Oberarzt etabliert gemeinsam mit PD Dr. Hofmann in diesem Jahr das einzige zertifizierte gynäkologische Beckenbodenzentrum Stuttgarts.
Bereits neu zertifiziert ist die Dysplasie-Einheit unter Leitung von Dr. Nina Hölzel und Dr. Christoph Pentzlin. Diagnose und Behandlung von Zellveränderungen am Gebärmutterhals, an der Vulva und der Scheide sind wichtig, da sie nicht selten mit virusbedingten Infektionen (HPV-Virus) einhergehen oder sich zu einer Krebserkrankung entwickeln können. Ästhetische chirurgische Eingriffe wie Brustverkleinerungen oder -vergrößerungen sowie Bauchdeckenstraffungen werden in der Fachklinik ebenfalls vorgenommen.
Gynäkologisches Krebszentrum
Im zertifizierten Gynäkologischen Krebszentrum werden bösartige genitale Tumoren oder deren Vorstufen behandelt. Nach Brustkrebskarzinomen kommen sie bei Frauen am häufigsten vor. „Die Komplexität einer Krebserkrankung erfordert eine sehr spezialisierte Behandlung und eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit“, erläutert PD Dr. Hofmann die Kooperation. „Wir bieten den Patientinnen sämtliche Behandlungen unter einem Dach und auf höchstem medizinischem Niveau: angefangen bei der Diagnose über die operative, chemotherapeutische und radioonkologische Therapie bis hin zu psychoonkologischer und sozialdienstlicher Beratung sowie Nachsorge und Reha.“
Menschlichkeit und Augenmaß
Menschlichkeit und Augenmaß leite ihn stets in seiner Arbeit, erklärt der Mediziner, der seit 2007 am Marienhospital tätig ist. Denn Nebenwirkungen und Langzeitfolgen einer Krebserkrankung seien oft schwerwiegend. „Umso wichtiger ist es mir, dass nicht das maximal Mögliche unser medizinisches Handeln bestimmt, sondern das Abwägen einer sinnvollen und angemessenen Therapie“, betont er. „Das kann nur in offener und vertrauensvoller Abstimmung gemeinsam mit der Patientin stattfinden, um die für sie bestmögliche und langfristige Lebensqualität herzustellen.“
Eine zentrale Einheit des Zentrums ist die Chemotherapieambulanz, geleitet von Dr. Wilma Ehrle und Dr. Eva Fromme, Oberärztinnen mit einer Zusatzausbildung und Qualifikation in der medikamentösen Tumortherapie. Jährlich führen sie circa 1.500 Chemo- und Antikörpertherapiezyklen gemeinsam mit einem erfahrenen Team spezialisierter Pflegekräfte durch.
Geburtshilfe
Waren vor 100 Jahren noch Hausgeburten üblich, kommen heute im Marienhospital jährlich rund 1.300 Kinder auf die Welt. Hebammen, Pflegende und Fachmediziner tragen wesentlich zum hervorragenden Ruf der Frauenklinik bei. „Selbst- und Mitbestimmung vor, während und nach der Geburt: Uns ist es wichtig, die gebärenden Frauen in alle Prozesse einzubeziehen“, sagt PD Dr. Hofmann.