Obwohl es immer bessere Behandlungsmöglichkeiten gibt, betrifft das Thema Krebs mit all seinen Schattierungen leider weiterhin viele Menschen. Jährlich kommt es in Deutschland zu mehr als 500.000 Neuerkrankungen. Das liegt nicht zuletzt auch an der demografischen Entwicklung: Je älter man wird, desto wahrscheinlicher wird eine Krebserkrankung.
Seit 2002 auf die Behandlung von Krebs spezialisiert
Demzufolge hat sich auch das Marienhospital aufgestellt und mit den Jahren immer weiter spezialisiert. Bevor Professor Dr. Claudio Denzlinger, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin 3, 2002 ans Marienhospital gekommen ist, „gab es keine Klinik, die sich auf Onkologie spezialisiert hatte, sondern wurden Krebserkrankungen von anderen Abteilungen mitbehandelt“, berichtet er. Seitdem er im Haus ist, wurde eine eigenständige Abteilung mit den Schwerpunkten Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin aufgebaut. Den Bereich leitet Professor Denzlinger seit 20 Jahren.
Tumorerkrankungen interdisziplinär bestmöglich versorgen
In Umstrukturierungen werden die Abläufe stetig optimiert. Als Leiter des interdisziplinären Onkologischen Zentrums spricht Professor Denzlinger von einer Entwicklung, die er mit seinen Mitarbeitenden vorangetrieben hat: Er war 2003 im Marienhospital am Aufbau eines der ersten Brustzentren in Deutschland beteiligt, welches dann noch um das Gynäkologische Krebszentrum erweitert wurde.
Das 2008 von Professor Denzlinger gegründete Darmzentrum übergab er später an die Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie. Außerdem wurde noch unter Beteiligung der internistischen Onkologie ein Kopf-Hals-Tumorzentrum eingerichtet. Inzwischen sind unter dem Dach des Onkologischen Zentrums sieben Organkrebszentren gebündelt. Seit 2013 ist das Onkologische Zentrum auch von der europäischen Krebsgesellschaft (ESMO) als Zentrum für Onkologie und Integrierte Palliativmedizin akkreditiert.
Zu den häufigsten Primärdiagnosen gehören nach wie vor Brustkrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs und HNO-Tumoren. Schwerpunkt im Bereich Hämatologie sind mit dem neu gegründeten Zentrum Lymphome, Myelome und Leukämien. Beim Darmkrebs wiederum, so Professor Denzlinger, handle es sich um eine Krebsart, „die man erheblich zurückdrängen kann, wenn jeder ab 50 der Empfehlung folgt, eine Koloskopie zu machen“.
Wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist
„Mit der Diagnose Krebs bricht für viele eine Welt zusammen“, weiß Professor Denzlinger. Wenn immer möglich, werden kurative Therapien eingesetzt, mit denen der Krebs am Ende besiegt ist. Bei Patienten, die man nicht heilen kann, spricht man von palliativen Therapien. „Das heißt aber nicht, dass man den Patienten nicht trotzdem helfen kann“, sagt der Leiter des Onkologischen Zentrums. Hier gehe es darum, die Krankheit mit möglichst wenig Nebenwirkungen für den Patienten unter Kontrolle zu halten. „Da wurden inzwischen wesentliche Fortschritte gemacht“, erklärt Professor Denzlinger, zu dessen Klinik für Innere Medizin 3 auch die beiden Palliativstationen gehören. Wenn man nicht heilen könne, sei alles auf Symptomkontrolle und Lebensqualität ausgerichtet.
„Es gibt Patienten, die leben auch mit einem Tumor noch jahrzehntelang gut“, sagt Professor Claudio Denzlinger. Ob nun heilend oder palliativ: Die breite Aufstellung im Marienhospital, in der Spezialisierungen miteinander verknüpft werden, ermöglicht den besten Weg für jeden einzelnen Patienten. Hierfür bringen sich in interdisziplinären Tumorkonferenzen Experten verschiedener Fachrichtungen wie Onkologen, Radiologen, Pathologen, Strahlentherapeuten, Chirurgen, Psychoonkologen und Pflegekräfte mit ein. Aber trotz aller Expertise ist laut Professor Denzlinger eines klar: „Der Patient wird über die Empfehlung der Tumorkonferenz ausführlich informiert und hat immer das letzte Wort.“
ZERTIFIERT von der DKG
Viel Kompetenz gebündelt unter einem Dach: Das Onkologische Zentrum Stuttgart am Marienhospital ist im November 2022 von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert worden. Zum bereits als Organkrebszentrum zertifizierten Darmzentrum, Pankreaszentrum, Brustzentrum und Gynäkologischen Krebszentrum sind im Zuge der DKG-Zertifizierung drei weitere hinzugekommen: ein Hämatologisches Zentrum, ein Lungenzentrum und ein Kopf-Hals-Tumorzentrum.