Im Januar 1999 wurde Professor Dr. Alfred Lindner an das Marienhospital Stuttgart berufen, die neu gegründete Klinik für Neurologie strukturell wie personell aufzubauen. „Die hochkarätige medizinische Kompetenz und hervorragende Pflegequalität des Krankenhauses boten hierfür beste Voraussetzungen“, sagt der Ärztliche Direktor. „Der besondere Geist des Hauses, den damals die über 80 Ordensschwestern prägten, hatte mich tief beeindruckt. Sie waren im Haus ausgesprochen präsent und bekleideten unter anderem zentrale verantwortliche Positionen“, erinnert er sich.
Neurologie ist vielfältig ...
In diesem Jahr feiert Professor Lindner und sein Team das 25-jährige Bestehen der Klinik. Unter seiner Leitung hat sich der Fachbereich zu einer der führenden neurologischen Einrichtungen im Südwesten Deutschlands entwickelt, die diagnostisch wie therapeutisch das gesamte Spektrum neurologischer Erkrankungen abdeckt. Innerhalb des Marienhospitals etablierte sich die Klinik als eine wichtige Schnittstelle unterschiedlicher Fachabteilungen.
„Neurologie ist vielfältig und heutzutage für ein großes und modernes Krankenhaus unverzichtbar“, betont Professor Lindner. Als forschungsstarkes medizinisches Fachgebiet beschäftigt sich die Neurologie mit dem zentralen Nervensystem, welches Gehirn und Rückenmark umfasst, sowie dem peripheren Nervensystem, den Nerven also, welche die Sinnesorgane und Muskeln mit dem Gehirn verbinden.
Als „Volksleiden“ gelten neurologische Erkrankungen wie etwa Schlaganfall mit in Deutschland jährlich rund 270.000 Betroffenen. Oder Demenz, an der ca. 1,8 Mio. Menschen leiden. Hinzu kommen Polyneuropathien, bei denen gleichzeitig mehrere periphere Nerven im Körper beeinträchtigt sind, oder die am stärksten verbreiteten Kopfschmerzerkrankungen und Schwindel. Die Neurologen am Marienhospital sind darauf spezialisiert, komplexe akute und chronische neurologische Erkrankungen zu diagnostizieren und zu behandeln. Dazu gehören vor allem Hirnblutungen und andere Gefäßerkrankungen, Epilepsie, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, aber auch Migräne oder Hirnhautentzündungen. Ihnen stehen dafür modernste Gerätetechnik und bestmögliche Laborausstattung zur Verfügung.
... und bestens vernetzt
Aufgrund ihres breiten Spektrums spielt die neurologische Expertise für viele Fachbereiche eine wichtige Rolle. So sind Neurologen in Konsilen, den patientenbezogenen Beratungen unterschiedlichster Fachärzte, häufig gefragt. Des Weiteren werden enge Kooperationen mit Radiologie, Kardiologie, Rheumatologie, Gefäß- und Unfallchirugie sowie mit dem Wirbelsäulenzentrum und der Gynäkologie gepflegt.
„Beim Start unserer Klinik für Neurologie gab es die Idee der Interdisziplinarität noch nicht. Der enorme Nutzen, den eine enge Zusammenarbeit von Experten diverser Fachbereiche hat, musste erst noch erkannt werden“, sagt Professor Lindner. „Heute macht genau sie unsere Stärke aus: hochqualifiziert, im ständigen Austausch, mit kurzen Dienstwegen. Dies ermöglicht eine ganzheitliche Betreuung unserer Patienten unter Berücksichtigung sämtlicher Aspekte ihrer Erkrankung.“
Neuromuskuläres Zentrum
Das von der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e. V. zertifizierte Neuromuskuläre Zentrum Stuttgart-Tübingen ist der Klinik für Neurologie am Marienhospital angeschlossen. Es ist darauf spezialisiert, Erkrankungen der Muskulatur im Zusammenhang mit den Nervenzentren in Rückenmark und Gehirn umfassend zu diagnostizieren und zu behandeln. Insgesamt gibt es in Deutschland nur 26 solch spezialisierter Zentren.
Die Ausstattung mit modernsten bildgebenden Diagnoseverfahren, die Möglichkeit zur Entnahme von Muskelgewebe und die regelmäßigen interdisziplinären Fachkonferenzen gewährleisten den Patienten die bestmögliche medizinische Versorgung. Darüber hinaus erhalten sie bei Bedarf im Marienhospital therapeutische Maßnahmen aus den leistungsstarken Abteilungen wie der Physio- und Ergotherapie, der Logopädie, Phoniatrie und auch der Ernährungsberatung.
Intermediate Care Station (IMC)
Neben der neurologischen Ambulanz, den neurologischen Pflegestationen mit konstanten Ärzte- und Pflegeteams unterhält die Neurologie auch Patientenzimmer auf der IMC-Station für Patienten, die intensivpflegerisch betreut und überwacht werden müssen. Ausgestattet mit speziellen Monitoren bleiben hier EKG, Blutdruck und Sauerstoffsättigung im Blut der Patienten bei Bedarf unter ständiger Kontrolle.
Regionale Stroke-Unit – Schlaganfall-Spezialeinheit
„Die Formel ,Time is Brain – Zeit ist Gehirn‘ spricht für sich“, sagt Oberärztin Dr. Nora Pagel, die gemeinsam mit Professor Lindner die spezialisierte Schlaganfalleinheit am Marienhospital leitet. Denn bei einem Schlaganfall zählt jede Minute, in der betroffene Patienten schnell und effektiv behandelt werden müssen, um bleibende Beeinträchtigungen zu verhindern oder gering zu halten. Daher ist das interdisziplinäre Expertenteam der Stroke-Unit rund um die Uhr erreichbar.
Die Stroke-Unit ist seit 2015 nach den Anforderungen der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) als „regionale Stroke-Unit“ zertifiziert. „Die Zertifizierung sichert eine schnelle, leitlinienkonforme und evidenzbasierte Versorgung der Schlaganfallpatienten von gleichbleibend hoher Qualität der Behandlung“, erklärt Dr. Nora Pagel. Auch die Weiterversorgung nach dem Klinikaufenthalt im Haus wird organisiert.
Neurologische Aus- und Weiterbildung
Als Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Tübingen liegt ein Schwerpunkt auf der hochqualifizierten Ausbildung des medizinischen Nachwuchses. Über 200 Medizinstudenten in ihrem Praktischen Jahr sowie 92 neurologische Fachärzte haben im vergangenen Vierteljahrhundert hier ihre Ausbildung erhalten. 2021 wurde die Klinik als „Anerkannte Ausbildungsstätte der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN)“ zertifiziert. „Durch eine fundierte Ausbildung und regelmäßige Fortbildungen können wir sicherstellen, dass unsere Patienten stets von den neuesten Erkenntnissen und Behandlungsmethoden profitieren“, betont der leitende Oberarzt Dr. Volker Durst, der überdies als Ausbilder und Prüfer der DGKN bestellt ist.
Eine feste Größe stellen seit Gründung der Klinik für Neurologie die Mittwochskolloquien dar. In der neurologischen Fortbildungsreihe geben renommierte Referenten vertiefte Einblicke in spezielle Themen der Neurologie und stellen den Ärzten und Fachkräften neueste Forschungsergebnisse vor.
Der Patient im Fokus
Beim großen Engagement in der Forschung steht für Professor Lindner und sein Team stets der Patient im Mittelpunkt. „Unsere Forschungsaktivitäten sind kein Selbstzweck, sondern dienen dazu, die Lebensqualität und die Behandlungsmöglichkeiten unserer Patienten zu verbessern“, betont der Chefarzt. Dies spiegele sich nicht zuletzt in der engen Zusammenarbeit der Klinik mit unterschiedlichen Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen wider.
„Bewegung ist alles!“, sagt Lindner, denn das Risiko einer neurologischen Erkrankung könne mit regelmäßiger körperlicher Aktivität, ausgewogener mediterraner Ernährung und Rauchverzicht deutlich reduziert werden. Entspechend lauten die zentralen leitlinienkonformen Empfehlungen, um „Volkskrankheiten“ wie Parkinson, Alzheimer, Demenz oder Schlaganfälle bestmöglich vorzubeugen.
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