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Aortenriss – Glück und Bauchgefühl ...

... und jede Menge medizinisches Know-how. Dass er im Sommer 2020 bereits in der Notaufnahme war, als das Aneurysma an seiner Hauptschlagader platzte, war sein großes Glück. Jürgen Scholich hätte sonst wohl kaum überlebt. Eine Notoperation, bei der er mit einer Gefäßprothese versorgt wurde, rettete ihm das Leben. Bei einer Kontrolluntersuchung 2023 stellte Dr. Klaus Klemm eine erneute hochriskante Gefäßerweiterung fest. Gerade rechtzeitig, um zu handeln.

Zu den Nachsorgeuntersuchungen bei Dr. Klaus Klemm kommt Jürgen Scholich im Halbjahresrhythmus

Zur halbjährlichen Nachsorgeuntersuchung bei Dr. Klemm

Eigentlich ist er für die Patientinnen und Patienten am Marienhospital da, begleitet sie von der Station zu den Behandlungsräumen, bringt sie zurück auf ihr Zimmer, hat stets ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte und erfüllt auch kleine Wünsche. Jürgen Scholich arbeitet seit 2019 ehrenamtlich als Patientenbegleiter am Marienhospital. Im Sommer 2020 wird er hier mit einer lebensbedrohlichen Diagnose selbst zum Patienten. Doch er hat großes Glück – und ein hochkarätiges medizinisches Versorgungsteam um sich.


Zunächst ein Bauchgefühl

„Die Rückenschmerzen traten sehr plötzlich auf, waren aber so heftig, dass ich mich in die Notaufnahme des Marienhospitals bringen ließ. Es war zunächst nur ein Bauchgefühl, dass es etwas Ernsteres sein könnte“, sagt Jürgen Scholich. An diesen Vormittag Anfang August 2020 erinnert sich der schlanke, sportliche 68-Jährige noch gut: „Gerade als mir die ­Notärztin den Zugang für ein Schmerzmittel legen wollte, spürte ich ein heftiges ­Brennen in der Brust und mir wurde übel. Dann verlor ich das Bewusstsein.“


Dann echter Notfall

Wie sich bei der notfallmäßigen Computertomografie herausstellte, war eine Aortenruptur, ein Riss in der erweiterten Hauptschlagader im Brustbereich, der Grund für Jürgen Scholichs Zusammenbruch. Die Situation war lebensgefährlich, denn schon ein kleiner Aortenriss kann zu erheblichen inneren Blutungen und damit zu einem schnellen Tod führen. „Plötzliche Schmerzen im Rücken sind in solch einem Fall typisch. Die Hauptschlagader verläuft vor der Wirbelsäule; dehnt sich die Gefäßwand aus, drückt sie auf diese und verursacht so Schmerzen“, erklärt Dr. Klaus Klemm, Ärztlicher Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie, vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie am Marienhospital Stuttgart. Dass sich Jürgen Scholich in der Notaufnahme befand, als das Aortenaneurysma (Ausweitung der Aorta) platzte, war sein großes Glück im Unglück. Denn so konnte eine Not-OP, bei welcher der Riss in der Schlagader geschlossen werden musste, sofort eingeleitet werden.

„Die Überlebenschancen bei einer geplatzten Aorta sind, wenn nicht sofort gehandelt wird, aufgrund der oft massiven inneren Blutungen gering“, weiß Dr. Klemm. Ursachen für einen Riss in der Schlagader können wie im Fall Jürgen ­Scholichs eine Bindegewebsschwäche der Gefäße sein. Aber auch ein stumpfes Trauma kann zu einer Ruptur führen, etwa, wenn bei einem Autounfall der Brustkorb mit hoher Geschwindigkeit auf eine harte Fläche aufprallt.


Top-of-the-line-Versorgung

Um Risse oder Löcher in den Hauptschlagadern zu verschließen, werden sogenannte Gefäßprothesen in die Aorta platziert. Diese Implantate werden minimalinvasiv über einen Zugang in der Leiste bis zum geschädigten Gefäßabschnitt eingeführt. Dort falten sie sich auf, dichten die Gefäßwand nach außen hin ab und stabilisieren sie. In den 3-D-CT-Rekonstruktionen (links mit Weichteilen,  gegenüber optimiert für die Metallstreben) wird die mehrfache Versorgung der Aorta sichtbar. Die Prothese dichtet die Aorta ab. Stents zu den Bauchorganen Nieren, Leber, und Darm sichern deren stabile Blutversorgung.

Die ersten Endoprothesen für „einfache“ Aneurysmen wurden bereits 1996 implantiert. Die fenestrierten Gefäßimplantate haben sich aber erst ab ca. 2010 durchgesetzt. Diese ausgesprochen schonende minimalinvasive Implantatversorgung wie sie in der spezialisierten Gefäßchirurgie am Marienhospital Stuttgart praktiziert wird, ist „medizinisch derzeit top of the line, das Beste vom Besten“, wie Dr. Klaus Klemm sagt.


Ein Jahr der Rekonvaleszenz

Die Notoperation, bei der die im Brustbereich erweiterte und gerissene Aorta Jürgen Scholichs mit einer Gefäßprothese versorgt wurde, verlief erfolgreich. Allerdings hatte der Patient zunächst neurologische Beschwerden. „Nach der ­Operation konnte ich über mehrere Stunden meine Füße nicht mehr spüren“, erinnert er sich. Die Unsicherheit auf den Beinen und beim Gehen dauerte mehrere Monate an. „Es dauerte fast ein Jahr, bis ich mich in meinem Körper wieder vollständig zu Hause gefühlt habe“, sagt er.

Neurologische Probleme sind oftmals die Folge bei Gefäßimplantaten. „Von der Hauptschlagader gehen auch kleinere Gefäße ab, die das Rückenmark versorgen. Bei einer Abdichtung durch eine Prothese wird dieser Blutzufluß zunächst unterbrochen. Lähmungserscheinungen bis hin zu einer Querschnittslähmung können folgen“, erläutert Dr. Klemm. In der Regel sei der Körper aber darauf eingestellt, sich neue Versorgungsquellen zu suchen. Es vergrößern sich andere Blutgefäße, oder es bilden sich sogar neue. Solche Adaptionen können sofort eintreten, manchmal allerdings auch etwas Zeit in Anspruch nehmen.


Risiko und Kontrolle

„Wenn das Aneurysma nicht platzt, haben Sie keine Schmerzen. Und wenn es platzt, haben Sie eigentlich keine Chancen“, formuliert Dr. Klemm das Risiko bei einer pathologischen Arterienerweiterung. Die bei Jürgen Scholich bereits diagnostizierte Erkrankung der Gefäße macht ihn zum Risikopatienten. Damit sind die Nachsorge- und Kontrolluntersuchungen für ihn lebenswichtig.

Bei einem reinen Kontroll-Ultraschall im Sommer 2023 – ­Beschwerden hatte Jürgen Scholich tatsächlich keine – zeigte sich eine erneute starke Ausdehnung seiner Hauptschlagader im Bereich unterhalb der Prothese. Normalerweise verfügt die Aorta über einen Durchmesser von ca. 2 cm. Jürgen Scholichs Aortendurchmesser betrug hier bereits 5,5 cm. Ursache: „Eine Gefäßerkrankung verändert die Arterienwände. Sie werden schwächer und weiten sich durch den konstanten Druck des Blutes. Die Gefahr, dass die Arterie platzt, ist dann enorm hoch“, sagt Gefäßchirurg Dr. Klemm.


Rettung mit maßgeschneiderter Gefäßprothese

Eine erneute Operation, bei der die Prothese in Richtung Bauchraum verlängert werden musste, war dringend geboten. „Ein fürchterlicher Schreck war das“, erinnert sich Jürgen Scholich. „Ich hatte mich endlich von der vorangegangenen Operation gut erholt und wollte mich keinesfalls mit erneut langwierigen neurologischen Einschränkungen abkämpfen.“ Die weitere Prothesenversorgung, zu der Dr. Klemm daher riet, war aufwendig, bedurfte einer maßgeschneiderten Spezialanfertigung des Implantats und erfolgte in zwei Schritten.

„Zunächst haben wir eine Art Landingzone als Verbindungsstück zwischen der oberen Hauptschlagader, welche im Brustraum liegt, zur unteren geschaffen und dabei den Durchmesser reduziert“, erklärt er. Für die Anschlussprothese im Bauchraum musste das Implantat individuell für Jürgen Scholich angefertigt werden. Denn die vier Arterien, die von der Aorta zur Versorgung der beiden Nieren, der Leber und des Darms abgehen, liegen bei jedem Mensch ein klein wenig anders. So müssen diese vier Öffnungen, die man bei der Implantation sukzessive mit einem Stent versorgt, zuvor über die CT exakt bestimmt und millimetergenau in die Prothese eingefügt ­werden. Eine solche Maßanfertigung dauert ca. sechs Wochen, die Implantierung bis zu vier Stunden, in einigen Fällen aber auch sieben bis acht Stunden.


Vollständig versorgt

„Um die von Herrn Scholich befürchtete Gefahr einer erneuten Nerven- und Muskelschwäche einzudämmen, haben wir bewusst dieses schrittweise Vorgehen gewählt. So konnte sich der Körper langsam an die Gefäßprothese und die ­veränderte Blutversorgung des Rückenmarks gewöhnen“, sagt Dr. Klemm.

Von der Diagnose bis zur finalen Versorgung vergingen drei Monate. Die abschließende Implantierung, mit der Jürgen Scholichs Hauptschlagader nun vollständig dauerhaft versorgt ist, dauerte nur zweieinhalb Stunden. „Sie verlief sehr gut, wie im Bilderbuch“, freut sich der Mediziner – bei einer solch hochdiffizilen Operation ist das keine Selbstverständlichkeit. Auch Jürgen Scholich ist sichtlich erleichtert: „Als Dr. Klemm nach der Operation zu mir kam und über das ganze Gesicht hinweg strahlte, wusste ich, das ist nicht nur sein Beruf, das ist seine Berufung.“ Bereits am nächsten Tag konnte Jürgen Scholich  wieder aufstehen, war fit, hatte so gut wie keine Schmerzen und motorisch keinerlei Einschränkungen.


Voller Leidenschaft wieder im Ehrenamt

Nach seinen beiden großen Operationen kann Jürgen Scholich im neuen Jahr 2024 sein Ehrenamt als Patientenbegleiter ­wieder aufnehmen. Darauf freut er sich sehr. „Ich finde diese Tätigkeit einfach wunderbar. Man gibt den Menschen, die man begleitet etwas, aber man bekommt auch so viel wieder zurück“, sagt Jürgen Scholich. Und er ergänzt: „Egal, ob ich hier im Marienhospital als Patientenbegleiter oder als Patient bin, eines ist für mich immer spürbar: Die Atmosphäre im Haus wird von all den Teams geprägt, die eng und engagiert professionell zusammenarbeiten. Das gibt mir das schöne Gefühl von Sicherheit und Aufgehobenheit.“
 

WISSENSWERTES zu Gefäßimplantaten
Gefäßprothesen verbleiben dauerhaft im Körper. Sie dienen zur Überbrückung geschädigter Arterienabschnitte. In den Körper eingeführt und platziert werden die aus Metall und Polyestergewebe bestehenden schlauchförmigen Prothesen über einen Zugang durch die Leistengefäße. Eng komprimiert werden sie bis zu dem geschädigten Bereich der Arterie transportiert. Dort falten sie sich auf, bis sie an der Gefäßinnenwand anliegen und so für deren Abdichtung sorgen.

Zertifiziertes interdisziplinäres GEFÄSSZENTRUM
Die Klinik für Gefäßchirurgie, vaskuläre und ­endovaskuläre Chirurgie versorgt Patienten mit akuten und chronischen Erkrankungen der Schlagadern und Venen. Das Team arbeitet dabei eng mit Radiologen, Diabetologen, Angiologen und Neurologen zusammen. Im Gefäßzentrum stehen ­bestmögliche Diagnostik und differenzierte Therapie, einschließlich moderner und minimalinvasiver Kathedermethoden zur Verfügung.
Telefon: 0711 6489-8341
gefaesschirurgie@vinzenz.de