Wer schon mal im Krankenhaus lag, kennt es: Oft mehrmals täglich kommt eine Pflegekraft ins Zimmer, misst Vitaldaten wie Blutdruck, Puls, Temperatur und häufig auch noch Atemfrequenz oder Sauerstoffsättigung. Die Pflegekraft muss all diese Daten aufschreiben und dann im Stationszimmer in den Computer – in vielen Hospitälern sogar noch in eine Papierakte – eintragen. Das ist zeitaufwendig und birgt die Gefahr von Zahlendrehern. Das Marienhospital hat jetzt Geräte angeschafft, die Vitaldaten automatisch, schnell und fehlerfrei erfassen und dokumentieren können.
Schneller und ohne Zahlendreher
Tatjana Faißt ist stellvertretende Leiterin der Station M9ab. Sie sagt: „Morgens werden bei allen Patientinnen und Patienten Vitaldaten wie Fieber, Blutdruck und so weiter erfasst. Wenn jemand morgens etwa hohen Blutdruck hat, wird zwischendurch und abends noch mal gemessen. Dadurch kommen jeden Tag enorm viele Zahlenwerte zusammen, die ja alle dokumentiert werden müssen.“
Die Werte wurden bislang im Patientenzimmer zunächst von Hand notiert. Ein Pflegemitarbeiter tippte die Daten dann nach der Messung in den Computer ein. Dadurch wurden die Messwerte Teil der digitalen Krankenakte des Patienten. Diese kann von dazu berechtigten Ärzten und Pflegekräften auf Computerbildschirmen innerhalb des Krankenhauses abgerufen werden. „Das Eingeben der vielen Daten bedeutet einen Zeitaufwand von über einer Stunde pro Pflegestation“, schätzt Lisa-Marie Niederastroth. Sie ist Leiterin der chirurgischen Station M9cd. Doch Anfang 2021 wurde im Marienhospital Abhilfe geschaffen. Seither wird das Connex-System des Herstellers WelchAllyn verwendet – aus Kostengründen vorerst nur auf den Stationen des Hauptgebäudes.
Die Pflegekraft scannt einen Code am eigenen Namensschild, dann den Code des Patientenarmbands. Dadurch ist elektronisch dokumentiert, welcher Mitarbeiter bei welchem Patienten Messungen vornimmt. Dann werden Fieber, Blutdruck, Puls, Blutsauerstoff und Atemfrequenz gemessen. „Das Connex-Gerät überträgt die Messwerte drahtlos direkt in die digitale Patientenakte. Zeitverzögerung und mögliche Zahlendreher gehören somit der Vergangenheit an“, sagt Tatjana Faißt. Auch Angaben zu Stuhlgang, Körpergewicht und eventuellen Schmerzen lassen sich in das Gerät eintippen. Sie werden sofort in die digitale Akte übertragen.
Seit 2015 Erfahrungen gesammelt
30 Geräte hat das Marienhospital angeschafft. Das sind drei für jede der Pflegestationen im Hauptgebäude, auf denen je 34 bis 38 Kranke liegen. Die Kosten betrugen rund 400.000 Euro. Eine Menge Geld, aber das Marienhospital wusste, worauf es sich einlässt. „Das System wurde seit 2015 auf den kardiologischen Stationen (Herzstationen) getestet. Die Kolleginnen und Kollegen dort waren sehr angetan davon“, sagt Lisa-Marie Niederastroth. Allerdings hatten die hohe Investitionssumme und die damals noch komplizierte Softwareanbindung das Krankenhaus von einer weitflächigeren Einführung zunächst abgehalten.