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Aktuelles

Die Krankenpflegeschule in der Nazizeit – Teil 4

Die Krankenpflegeschule des Marienhospitals – heute „Berufsfachschule für Pflege“ – feiert 2021 ihr hundertjähriges Bestehen. Über Geschichte und Gegenwart haben wir bereits mehrfach berichtet ...

Das Marienhospital war im Zweiten Weltkrieg Reservelazarett

Das Marienhospital war im Zweiten Weltkrieg Reservelazarett

Bereits 1928 wurden um das Krankenhaus eine Mauer und das Pförtnerhaus rechts gebaut

1928: Das Krankenhaus ummauert und mit Pförtnerhaus rechts

Braune Schwestern vor einer nationalsozialistischen Schwesternschule

Braune Schwestern vor nationalsozialistischer Schwesternschule

Schwester Mariophila Holzapfel war  Marienhospital-Oberin von 1930 bis 1948

Oberin von 1930–1948: Schwester Mariophila Holzapfel

Das heutige Gebäude Sankt Luise nach einem Bombenangriff 1944

Das heutige Gebäude Sankt Luise nach einem Bombenangriff 1944

... Dabei kamen ehemalige und aktuell tätige Unterrichtskräfte sowie Schülerinnen und Schüler zu Wort. In dieser Folge geht es um die Krankenpflegeschule in der Nazizeit, die wohl dunkelste Phase in der Geschichte dieser Bildungseinrichtung.


Von Nazis schikaniert

Nachdem Adolf Hitler 1933 an die Macht gekommen war, ging es kirchlichen Einrichtungen – so auch dem Marienhospital – schrittweise immer schlechter. Denn in der völkischen Ideologie der Nazis zählte der Einzelne nichts, die Volksgemeinschaft dafür alles. Das christliche Menschenbild, das den Einzelnen (Kranken) in den Mittelpunkt stellt, war den Nazis aus ideologischen Gründen suspekt. Insb­­esondere, da christliche Einrichtungen sich auch um psychisch Kranke, schwerst Körperbehinderte und Patienten jeder Herkunft und Konfession (also auch solche jüdischen Glaubens) kümmerten.

Die Nationalsozialisten versuchten das Marienhospital auf verschiedenste Weise zu schikanieren. Neben rund 200 „freien“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern waren damals rund 120 vinzentinische Ordensfrauen („Barmherzige Schwestern“), im Hause tätig. Das Marienhospital stand damals wie heute in der Trägerschaft der Schwestern. Die Nazis taten alles, um die Ordensfrauen zur Aufgabe des Hospitals zu bewegen. Eines von vielen Beispielen: Um die kirchlichen Krankenhäuser auszubluten, erließen die Nationalsozialisten Bestimmungen, nach denen Krankenkassenpatienten nur noch in staatliche Kliniken aufgenommen werden durften. Doch das Marienhospital überstand die Folgen dieses Lenkungsversuchs wirtschaftlich unbeschadet. Denn im gleichen Maße, in dem die Zahl der Kassen- und Fürsorgepatienten zurückging, stieg die Zahl der Privatpatienten an, die im Marienhospital Heilung suchten. Die damalige Oberin Schwester Mariophila Holzapfel vermerkte in ihrer Chronik: „Gottes weise Voraussicht zeigt sich auch hier größer als weltliche Macht und Schlauheit.“


Offen für jüdische Kranke

Schwester Mariophila war von 1930 bis 1948 Oberin des Marienhospitals. Zeitzeugen beschreiben sie als eine Frau mit hoher Intelligenz, Herzensgüte und Charakterstärke. Ihr ist es wohl auch zu verdanken, dass das Marienhospital sich in den Jahren der Hitler-Herrschaft von der NS-Ideologie fernhalten konnte. Ein Kardiologe-Chefarzt, ein Gynäkologie-Chefarzt und ein Verwaltungsangestellter sind die einzigen Klinikmitarbeiter, die in der Chronik des Hauses als den Nazis eindeutig nahestehend beschrieben werden. Alle drei verließen das Marienhospital allerdings relativ schnell.

Die Einrichtung hatte bei der Aufnahme von Kranken nie nach Glaubensbekenntnis und Religionszugehörigkeit gefragt. Von diesem Grundsatz rückte es auch nach Hitlers Machtergreifung 1933 nicht ab. Seine Pforten standen auch jüdischen Bürgerinnen und Bürgern weit offen. Die Zahl der jüdischen Patienten hatte 1933 bei 90 gelegen. 1938, ein Jahr vor Kriegsbeginn, erreichte sie ihren Höchststand mit 198 Patienten. Trotz aller ideologischer Unterschiede: Auch Nazifunktionäre zogen es ungeachtet ihrer feindseligen Haltung gegenüber dem kirchlichen Krankenhaus nicht selten vor, sich im sehr angesehenen Marienhospital und nicht in einem anderen Krankenhaus behandeln zu lassen.


Marienhospital enteignet

Am 28. August 1939, wenige Tage vor Beginn des von Hitler entfesselten Zweiten Weltkriegs, wurde das Marienhospital von der Wehrmacht beschlagnahmt und zum Reservelazarett erklärt. Ein Reservelazarett ist ein Krankenhaus für verletzte und kranke Soldaten außerhalb des Kampfgebiets. Es war mit durchschnittlich 220 Soldaten belegt. Das entsprach etwa der Hälfte der damaligen Gesamtbettenzahl. Im zivilen Bereich des Krankenhauses herrschte in der Folge großer Platzmangel. 1941 wurde das Krankenhaus enteignet. Die Stadt Stuttgart setzte einen NS-Stabsarzt als Leiter des Hauses ein. Von diesem Zeitpunkt an konnten keine Juden mehr aufgenommen werden. 


Zu keinem „Heil Hitler“ gesagt

„Man musste danach schon sehr vorsichtig sein mit dem, was man sagte“, erinnerte sich die Marienhospital-Ordensfrau Schwester Dorothea Branz in den Achtzigerjahren in einem Interview. „Aber die Schwester an der Pforte zum Beispiel, die ja jeden grüßen musste, hat zu keinem „Heil Hitler“ gesagt. Wenn jemand sie so gegrüßt hat, dann hat sie immer nur „Neun Liter“ vor sich hingemurmelt“, erinnerte sich die Ordensfrau. Nach dem Krieg dankte die Israelische Kultusvereinigung Stuttgart dem Marienhospital dafür, dass es den rassisch Verfolgten während der NS-Herrschaft die Tore nicht verschlossen hatte.


Braune Schwestern

Am 15. November 1942 musste das Marienhospital 20 NS-Schwestern, sogenannte Braune Schwestern, mit einer eigenen Führerin zur Ableistung eines praktischen Jahres aufnehmen. Die Bezeichnung „Braune Schwestern“ leitet sich von der Farbe ihrer meist braunen Tracht ab, die vom Schnitt her an die von Ordensfrauen erinnerte. Das Fernziel, welches das Regime mit den Braunen Schwestern verfolgte, war die Ersetzung der Barmherzigen Schwestern durch linientreues Pflegepersonal.


Kruzifixe wurden entfernt

Doch die Ordensfrauen des Marienhospitals hatten Glück im Unglück: Die Braunen Schwestern (die im Marienhospital übrigens blaue Kleidung trugen) waren sehr daran interessiert, ihre Kenntnisse zu erweitern. Die Leitung des Hauses überließen sie zunächst ganz den Barmherzigen Schwestern. Die erste Führerin war um ein gutes Einvernehmen mit den Ordensfrauen bemüht. Schwieriger gestaltete sich das Verhältnis zu ihrer Nachfolgerin. Diese ließ alle Kruzifixe aus den Zimmern entfernen und trat den vinzentinischen Schwestern gegenüber anmaßend auf, wie Zeitzeugen später berichteten.


Pflegeausbildung und Nazis

Auswirkungen hatte das Nazi-Regime natürlich auch auf die Pflegeausbildung. 1938 hatten die Nationalsozialisten das Gesetz zur Ordnung der Krankenpflege erlassen. Es legte fest, dass Pflegekräfte zur Ausübung ihres Berufs eine staatliche Erlaubnis benötigten. Die Zulassung zur Pflegeausbildung setzte ein entsprechendes politisches Zuverlässigkeitszeugnis voraus. Eine ehemalige Pflegeschülerin schrieb in einem Brief: „Im April 1940 kam ich als Kandidatin ins Marienhospital an die Krankenpflegeschule. Der Kurs dauerte damals eineinhalb Jahre. Doch schon nach wenigen Monaten verlangte das Nazi-Regime, das an der Macht war, ein politisches Zuverlässigkeitszeugnis, ohne das niemand zum Examen zugelassen wurde, und zwar vom Ortsgruppenleiter der Heimat(stadt). Mein Vater ging persönlich zu Herrn ... und beantragte es. Dieser jedoch gab zur Antwort: Befehlen Sie ihrer Tochter, zu den NS-Schwestern überzuwechseln, dann steht diesem Antrag nichts im Wege, andernfalls sehe ich keinen Anlass dazu.“

Im Frühjahr 1943 wollte die Gauleitung der NSDAP die Krankenpflegeschule in die Regie des NS-Reichsbunds Deutscher Schwestern überführen. Der Treuhänder für das enteignete Marienhospital teilte das allen jungen Frauen mit, die sich für den am 1. April 1943 beginnenden Krankenpflegelehrgang angemeldet hatten. Er setzte sie zugleich davon in Kenntnis, dass das Krankenhaus voraussichtlich zum selben Zeitpunkt von der Stadt Stuttgart übernommen werde. Die Bewerberinnen zogen daraufhin ihre Anmeldungen zurück. Ein Lehrgang kam somit nicht zustande. Wieso die jungen Frauen ihre Bewerbungen zurückzogen, ist in der Chronik des Hauses nicht vermerkt. Der wahrscheinlichste Grund ist wohl, dass viele der Bewerberinnen angehende Ordensfrauen gewesen sind und andere Frauen, die den Nazis ablehnend gegenüberstanden. Im Herbst desselben Jahres konnten die Barmherzigen Schwestern dann aber, ungehindert von NS-Stellen, einen neuen Lehrgang mit 16 Schülerinnen beginnen. Die Übernahme des Hauses durch die Stadt kam übrigens nie zustande. Was genau die Schwestern davor bewahrte, geht aus der Chronik ebenfalls nicht eindeutig hervor.


Zahlreiche Bombenangriffe

Auch was die Braunen Schwestern anging, hatten die vinzentinischen Ordensfrauen am Ende Glück: Die Nazi-Schwestern, die ursprünglich das Haus hatten übernehmen sollen, wurden 1944, nach nur zwei Jahren, zurückgezogen. Wohl auch, weil eine der Bomben, die das Marienhospital 1944 getroffen hatten, den Wohntrakt der Braunen Schwestern zerstörte.

Die zahlreichen Bombenangriffe zwischen 1941 und 1944 verursachten teils schwere Schäden an Marienhospital-Gebäuden. Wie durch ein Wunder wurde dabei aber kein einziger Kranker oder Mitarbeiter getötet oder auch nur verletzt. Auch war keiner der Angriffe so stark, dass das komplette Krankenhaus lahmgelegt wurde. Anders war das bei den übrigen Stuttgarter Krankenhäusern. Im Juli 1944 waren alle anderen Hospitäler in der Stadt durch Bomben zerstört worden. Das Marienhospital musste in der Folge viele Kranke aus diesen Kliniken mitversorgen und war ständig überfüllt.


Pflegepersonalmangel

Bis 1938 hatte die Krankenpflegeausbildung ein Jahr umfasst, ab Oktober 1938 mussten die Schülerinnen eineinhalb Jahre lang die Schule besuchen. 1942 wurde der Lehrgang auf zwei Jahre verlängert. Eigentlich sogar auf drei; zumindest für Pflegekräfte, die nach der Ausbildung nicht im Krankenhaus arbeiten wollten. Alternative Arbeitsplätze waren ja etwa Heime, Praxen oder der staatliche Gesundheitsdienst. Für all diese Frauen war ab 1942 ein Jahr Klinikpraktikum Pflicht, bevor sie die uneingeschränkte Erlaubnis zur Ausübung des Krankenpflegeberufs erhielten. In der Chronik des Marienhospitals findet sich dazu der Vermerk, dass es gut sei, dass die Schwestern dem Krankenhaus ein Jahr länger erhalten blieben. Denn Pflegekräftemangel gab es auch vor 80 Jahren schon. Der Grund war die dauernde Überbelegung des Marienhospitals durch verletzte und kranke Soldaten sowie zivile Kranke und die Tatsache, dass viele Pflegekräfte in Kriegsgebieten tätig waren. Und auch schon vor der Nazizeit waren Pflegekräfte knapp. 1930 reichten die damals 118 im Marienhospital tätigen Ordensfrauen nicht mehr aus, um die vielen Kranken zu pflegen, die um Aufnahme baten. Daher wurden damals die ersten freien Schwestern eingestellt.


Aus für alle Pflegeschulen

Nach Ende des Krieges 1945 schloss die Militärregierung der amerikanischen Zone alle Krankenpflegeschulen. Sämtliche Schulen hatten gemeinsam neue Lehrpläne zu erarbeiten, die der Militärregierung zur Prüfung und Genehmigung vorgelegt werden mussten. Anfangs stellten die Amerikaner die Forderung nach einer akademischen Vorbildung vor der eigentlichen Krankenpflegeausbildung. Die Militärregierung passte sich dann den deutschen Verhältnissen an und genehmigte eine zweijährige Ausbildungszeit auch ohne den Besuch einer Universität. Erst etwa 50 Jahre später sollte dann in Deutschland zaghaft die Akademisierung des Pflegeberufs beginnen. Die Krankenpflegeschule des Marienhospitals konnte schließlich am 1. Januar 1946 ihre Tätigkeit wieder aufnehmen.

Oberin Schwester Mariophila schrieb am Kriegsende: „Im Hinblick auf die erschütternden Ereignisse überwältigt uns der Dank gegen Gott den Herrn, der uns unter seine schützenden Fittiche genommen und trockenen Fußes durch das rote Meer der Drangsale hindurchgeführt hat.“
 

DIE BERUFSFACHSCHULE FÜR PFLEGE – ihre Geschichte in drei Teilen

Sie sind an der Geschichte unserer Krankenpflegeschule interessiert? Hier können Sie die bislang erschienenen Teile nachlesen.
Teil 1: Den Schulnamen in 100 Jahren mehrfach verändert
Teil 2: Jubiläum Krankenpflegeschule – Teil 2
Teil 3: 100-jähriges Jubiläum Krankenpflegeschule – Teil 3