Die Geschichte ...
Im Jahr 1923, dem Gründungsjahr der Abteilung für Hals-Nasen-Ohren-Medizin am Marienhospital Stuttgart, setzte in der Medizin eine starke Spezialisierung ein. Parallel zum Bereich HNO entstanden im Haus außerdem eine chirurgische und eine innere Abteilung. Es folgten bis 1934 die Augenklinik, die Radiologie und das Labor.
Fünf Chefärzte haben in den vergangenen 100 Jahren die HNO am Marienhospital geleitet: Die erste Dekade der Klinik mit 20 bis 30 Betten prägte Caesar Hirsch (1885–1940), der u. a. im Bereich Lokalanästhesie forschte. Kurz vor dem reichsweiten Boykott jüdischer Geschäfte, Ärzte und Rechtsanwälte, dem sogenannten Judenboykott 1933, floh Caesar Hirsch über die Schweiz und Frankreich in die USA. Ein Neuanfang gelang ihm dort jedoch nicht; er nahm sich 1940 das Leben.
Die Leitung im Marienhospital übernahm ab 1933 bis 1968 Camill-Conrad Ruf (1897–1991), der bereits in den 1950er- Jahren das Operationsmikroskop für die Ohrchirurgie einführte und die Klinik auf 100 Betten erweiterte. Von 1968 bis 1976 schloss sich die Amtszeit Hans Haerles (* 1930) an. Dieser erweiterte den diagnostischen Bereich, etwa in der Audiologie. Haerles Oberarzt, Leo Reich (* 1938), folgte 1976. Als Chefarzt etablierte er in seiner Klinik die Laserchirurgie und verantwortete ab 1980 den Aufbau der Abteilungen Logopädie, Phoniatrie und Pädaudiologie.
… und die Gegenwart
Seit 2003 leitet Professor Dr. Dr. Helmut Steinhart die Klinik mit derzeit rund 50 Betten und einem Team von 26 Ärztinnen und Ärzten, zahlreichen Fachpflegekräften sowie Audiologen und Logopäden. Professor Steinharts Schwerpunkt liegt medizinisch in der operativen und konservativen Onkologie. Den entscheidenden Wandel innerhalb der HNO sieht der Ärztliche Direktor in der Abkehr von der rein chirurgischen Behandlung hin zu einer Verlagerung des Fokus auf die Beratung und damit auf die verstärkte Einbindung der Patienten in den Entscheidungsprozess.
„Die Einbindung des Patienten bereits in die Planung der Versorgungstherapie ist aufgrund der komplexen Behandlungsstruktur, die es heutzutage gibt, unbedingt erforderlich“, betont er. Nur mit der intensiven Beratung, dem Austarieren, welche Therapie individuell für die jeweilige Patientin, den jeweiligen Patienten von Nutzen ist und dem offenen Austausch darüber, sei auch die Gleichberechtigung zwischen Patient und Behandler gewährleistet. „Wir wollen gemeinsam mit dem Patienten ausloten, was für ihn das Richtige ist. Dabei brauchen wir im Kern natürlich die Chirurgie, aber dennoch muss die Beratung im Fokus stehen“, erklärt er seinen Ansatz.
Kooperativ und kollegial
Des Weiteren betont der Mediziner: „Als ausgezeichnete Klinik mit reicher Vergangenheit, darüber hinaus als Baden-Württembergs älteste HNO-Abteilung mit einem umfassenden exzellenten medizinischen Behandlungsspektrum sind wir vor allem auch Teil der Stuttgarter Krankenhauslandschaft.“ Und er ergänzt diesen kooperativen Ansatz mit Blick auf seine Belegschaft: „In der HNO am Marienhospital sind wir eine Ärzte- und Therapeutenkommune. Wir leben Kollegialität im Kern ihrer Bedeutung. Das bedeutet neben der flachen Hierarchie für jeden von uns auch ein hohes Maß an Selbstorganisation und Verantwortung. Nur so können wir vertrauensvoll, übergreifend auf hohem Niveau und nicht zuletzt auch mit Spaß miteinander arbeiten. Das ist unser Antrieb. Und das dient letztendlich unseren Patienten.“