Fasten oder auch Teilfasten ist Trend. Jedoch müssen Diabetiker darauf achten, nicht in die Unterzuckerung zu geraten. Daher die Frage: Darf man mit Diabetes überhaupt fasten?
Menschen mit einem gut eingestellten Typ-2-Diabetes dürfen prinzipiell fasten, müssen sich aber an ein paar Regeln halten. Generell gilt, wer Medikamente einnimmt, sollte nur unter ärztlicher Aufsicht fasten. Je nach antidiabetischer Therapie müssen Medikamente reduziert werden, was vorab mit dem Arzt oder dem Diabetesteam besprochen werden muss. Wird für die antidiabetische Therapie Insulin verwendet, besteht die Gefahr einer schweren Unterzuckerung (Hypoglykämie).
Ist es als Typ-2-Diabetiker sinnvoll, während des Fastens regelmäßig selbst den Blutzucker zu messen?
Ein gutes Blutzucker-Monitoring ist eine Möglichkeit, Komplikationen während des Fastens zu vermeiden. Genauso wichtig ist es aber, auf die Warnsignale des eigenen Körpers zu achten, etwa Zittern, vermehrtes Schwitzen oder Frieren, Herzrasen, Hunger, Verwirrung und Kopfschmerzen. Letztere können auch auf einen drohenden Unterzucker hinweisen
und sind zu Beginn des Fastens aber durchaus normal, da sich der Stoffwechsel umstellt. Wer sich unsicher ist oder noch nie gefastet hat, kann sich gegebenenfalls auch im Rahmen einer Kur beim Fasten begleiten lassen.
Gibt es Menschen, für die das Fasten aus gesundheitlichen Gründen nicht infrage kommt?
Ja, die gibt es nicht nur unter Diabetikern. Nicht fasten sollten: Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1, Frauen mit einem Schwangerschaftsdiabetes und Diabetiker, die häufig unterzuckert sind, Menschen mit niedrigem Blutdruck, chronischen Krankheiten oder Krebserkrankungen sowie sehr alte Menschen, Schwangere und Stillende. Ebenso können Leber-, Schilddrüsen- und Nierenerkrankungen sowie Essstörungen das Fasten ausschließen. Und wie gesagt, wer Medikamente einnimmt, sollte niemals allein und auf eigene Faust fasten.
Beim Intervallfasten oder intermittierenden Fasten gibt es verschiedene Methoden. Welche davon eignen sich hier für gut eingestellte Typ-2-Diabetiker?
Für das Intervall- oder auch Teilfasten gibt es verschiedene Ansätze. Alle haben gemeinsam, dass über einen begrenzten Zeitraum die Nahrungsaufnahme eingeschränkt und so die Kalorienaufnahme reduziert wird. Die zwei bekanntesten Formen des Intervallfastens sind das 5:2- und das 16:8-Fasten. Bei der 5:2-Variante isst man an fünf Tagen in der Woche normal, an zwei beliebigen Tagen wird gefastet. An diesen beiden Tagen, die optimalerweise nicht aufeinanderfolgen,
werden maximal zwei Mahlzeiten, die auf ein Viertel der empfohlenen Kalorienaufnahme reduziert sind, eingenommen – Frauen ca. 500 und Männer maximal 600 Kalorien. Gerade wenn Diabetes-Medikamente eingenommen werden, kann es bei der 5:2-Variante zu Problemen kommen, weil zu unregelmäßig wenig gegessen wird.
Weniger belastend ist die 16:8-Methode. Bei dieser Variante des Intervallfastens isst man täglich während eines frei wählbaren Zeitfensters von acht Stunden und fastet die restlichen 16 Stunden. Wird beispielsweise die letzte Mahlzeit gegen 17 Uhr eingenommen, kann gegen 9 Uhr morgens gefrühstückt werden. Die 16:8-Methode soll, vor allem beim Verzicht auf das Abendessen, auch zu einer besseren Schlafqualität beitragen. Das regelmäßige Essen mit mehrstündigen Esspausen hilft dem Körper, Fett zu verbrennen.
Welche weiteren Vorteile hat das Fasten für Diabetiker?
Die Energie, die der Körper während des Fastens nicht in die Verdauung stecken muss, kommt den „Regenerationsaufgaben“ im Körper zugute. Die Stoffwechsellage insgesamt verbessert sich, und die Zellen reagieren wieder sensibler auf Insulin. Viele Diabetiker könnten ihre Erkrankung durch bewusste Ernährung und mehr Bewegung zurückdrängen. Es muss nicht Fasten sein, doch lohnt es sich, den eigenen Lebensstil unter die Lupe zu nehmen, mehrstündige Essenspausen nach den Mahlzeiten einzuführen und mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren.
Hafertage als Wunderwaffe gegen Diabetes: Ist an der Behauptung etwas dran?
Hat man einen insulinpflichtigen Typ-2-Diabetes und Übergewicht, kommt es häufig dazu, dass das Insulin immer schlechter wirkt. Hier spricht man von einer sogenannten Insulinresistenz. Um den Körper wieder empfindlicher gegenüber dem Hormon Insulin zu machen, führen wir im Marienhospital spezielle Hafertage oder auch Kohlenhydrattage durch. Die Haferkur besteht aus Haferbrei mit zuckerarmem Obst oder Gemüse.
Die Kohlenhydrattage sind eine ähnlich kalorienreduzierte Alternative zu den Hafertagen. Die Kohlenhydrattage (mindestens drei Tage) erfolgen unter Beibehaltung der bisherigen Kohlenhydratmenge und -verteilung. Ausgeschlossen werden Lebensmittel, die Fett und/oder Eiweiß enthalten. Bereits nach ein bis zwei Tagen kann die Insulindosis häufig signifikant reduziert werden. Um solch positive Ergebnisse beizubehalten, sollten die Patienten ein- bis zweimal pro Woche diesen Kohlenhydrattag zu Hause wiederholen.
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