Sie sind gut qualifiziert, sprechen gut Deutsch, müssen aber noch Fachkenntnisprüfungen absolvieren, um offiziell anerkannt zu werden.
Dem eklatanten Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich entgegenwirken
Es ist kein Geheimnis, dass in Deutschland großer Bedarf an Pflege- und anderen Fachkräften besteht. So auch im Marienhospital Stuttgart, wo man auf allen möglichen Kanälen neue Mitarbeitende sucht – auch im Ausland, und das mit Erfolg. 25 Pflege- und OP-Fachkräfte aus anderen Ländern sind für das Jahr 2022 eingestellt worden. Sie kommen aus Tunesien, aus Serbien und dem Kosovo sowie aus Kolumbien. Dass sich die neuen Kräfte auf diese drei Regionen verteilen, ist natürlich kein Zufall. Denn das Marienhospital hat nicht einfach nur Suchanzeigen in internationalen Stellenportalen aufgegeben, sondern gezielt mit Agenturen zusammengearbeitet, die gute Kontakte zu den vier betreffenden Ländern unterhalten.
Nach vorab festgelegten Kriterien gesucht
„Wichtig war uns, dass in diesen Ländern kein Pflegekraftmangel herrscht“, sagt Anna-Lena Knerr, die im Geschäftsbereich Personal als Recruiterin für die Pflege und schwer besetzbare Stellen zuständig ist. 13 neue Kolleginnen und Kollegen sind schon im Haus, viele von ihnen erst seit wenigen Wochen. Wenn man sich mit ihnen unterhält, fällt auf, dass sie ziemlich gut Deutsch sprechen. Das liegt daran, dass sie schon in ihrem Heimatland eine sogenannte B1- oder B2-Prüfung abgelegt haben. Das Goethe-Zertifikat ist eine Deutschprüfung, die ein fortgeschrittenes Sprachniveau bestätigt. „Kurz vor den bestandenen Prüfungen haben die Vorstellungsgespräche im Marienhospital per Videocall stattgefunden“, berichtet Anna-Lena Knerr. Manche der Bewerberinnen und Bewerber sind sogar nach Deutschland gekommen, um sich vorzustellen.
Für manche ist gar nicht so sehr Deutsch eine Herausforderung, sondern Schwäbisch, wie Ghazi Slimi erzählt. Der 29-Jährige arbeitet in der Neurologie und macht auch eine IT-Schulung, weil er an die Programme noch nicht gewöhnt ist. Grundsätzlich sagt er: „Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich fühle mich sehr wohl hier.“ Damit meint er nicht nur das Haus, sondern auch die Stadt mit ihrer grünen Natur. Rabaa Ichaoui, ebenfalls aus Tunesien, kann das nur bestätigen, obwohl sie anfangs Bedenken hatte, weil sie als Muslima ein Kopftuch trägt.
„Aber ich habe bislang nur positive Erfahrungen gemacht, meine Religion wird respektiert“ – auch in einem katholischen Krankenhaus wie dem Marienhospital. Und wie alle Gesprächsteilnehmenden bedankt sie sich ausdrücklich bei der Stationsleitung, in diesem Fall bei Wolfgang Fauser, der sie motiviere und bestärke.
Auf eine umfassende Betreuung wird viel Wert gelegt
Es wird aber auch viel getan im Marienhospital, wie Marie Jödicke, Assistentin der Pflegedirektion, berichtet. Sie betreut die internationalen Pflegefachkräfte, geht mit auf die Stationen, vermittelt Ansprechpartner, kümmert sich um Fachweiterbildungen und organisiert Integrationstreffen, „bei denen sich die Leute aussprechen können. Eine offene und regelmäßige Kommunikation ist wichtig, damit alle am selben Strang ziehen.“ Das Feedback von den Stationen sei gut. Nach ersten Verständnisschwierigkeiten hieß es bald bei vielen Stationen: „Die haben sich super gemacht!“
Sprache ist das eine, das andere das Fachliche. Alle Neuen sind gut qualifiziert, haben zum Teil drei oder vier Jahre Krankenpflege an Universitäten studiert. Aber: andere Länder, andere Ausbildungen. „Die Stärken sind häufig mehr medizinisch und weniger pflegerisch“, sagt Marie Jödicke. Umso wichtiger sei es, dass die ausländischen Fachkräfte „auf den Stationen gut eingelernt werden, um den deutschen Qualitätsstandards zu entsprechen“. Schließlich stehen noch die Fachkenntnisprüfungen in Theorie und Praxis an, bei einigen schon Ende dieses Jahres. Bis zu dieser offiziellen Anerkennung werden die Neuen noch als Hilfskräfte eingesetzt.
Fachkräfte auch aus dem fernen Ausland
Den weitesten Weg ins Marienhospital hatten die neuen Fachkräfte aus Kolumbien, die ihre Anerkennung als Operationstechnische Assistenten voraussichtlich im Sommer 2023 bekommen werden. Mariana Mateus Serrato, die vier Jahre studiert und 14 Monate Berufserfahrung gesammelt hat, ist wie alle anderen hochmotiviert. Sie lobt die Kollegen („alle sehr nett und hilfsbereit“) und die „schöne Stadt Stuttgart mit ihren vielen Museen“. Bekim Shala aus dem Kosovo, der seine Anerkennung als Gesundheits- und Krankenpfleger voraussichtlich noch dieses Jahres bekommt und in der Unfallchirurgie arbeitet, sagt: „Ich habe mir schon gedacht, dass hier alles gut sein wird. Aber jetzt kann ich sagen, dass es noch besser ist, als ich es mir vorgestellt habe.“ Das hört auch Anna-Lena Knerr gern, deren Ziel es ist, „Mitarbeitende zu finden, die langfristig bei uns bleiben möchten“. Alle Neuankömmlinge bekommen für die erste Zeit ein günstiges Einzimmerapartment in einem hauseigenen Wohngebäude zur Verfügung gestellt.
Auch die zwölf neuen Kolleginnen und Kollegen, die noch dazukommen, denen man aber jetzt schon wie allen sagen kann: Herzlich willkommen in Stuttgart! Herzlich willkommen im Marienhospital!