Eine Operation muss kein schwerwiegender Eingriff mit einem tagelangen Krankenhausaufenthalt sein. Vieles geht ambulant, und das ist auch politisch so gewollt, denn: „Im Vergleich zu anderen Ländern wird in Deutschland immer noch deutlich mehr stationär operiert“, sagt Anton Wiebe. Der 34-Jährige ist OP-Manager im Marienhospital und als solcher für den Einsatz von 180 Mitarbeitern verantwortlich. 21 OP-Säle gibt es im Haus, deren Belegung er plant. Zwei davon sind ambulante OP-Säle.
Geschlossene Einheit mit eigener Struktur
Angesichts der neuen Herausforderungen im Gesundheitswesen hat man um die ambulanten OP-Säle herum ein ganzes Ambulantes Operationszentrum, das AOZ gebaut. „Dabei handelt es sich um eine geschlossene Einheit mit eigener Struktur“, erklärt Anton Wiebe. Und das bringt eine große Erleichterung für die Patienten mit sich. Vor allem kürzere Wege statt einem Hin und Her zwischen Sprechstunden, Ambulanzen und Fachrichtungen. Im AOZ gibt es neben den zwei OP-Sälen eine eigene Rezeption, Büros, ein Wartezimmer, ein Besprechungszimmer, in dem der Anästhesist die Patienten über die Narkose aufklärt, und einen Aufwachraum. „Der Patient kommt, meldet sich an, wird beraten, operiert und nachbetreut – alles aus einer Hand“, sagt Wiebe.
Welche Operationen ambulant durchgeführt werden können, dafür gibt es einen definierten ambulanten OP-Katalog, der für alle Häuser gilt. „Der wächst von Jahr zu Jahr und nimmt Leistungen mit auf, die vorher rein stationär waren“, erklärt Wiebe. Diese Entwicklung hat wie eigentlich alles im Gesundheitswesen mit Kosten zu tun. Und die sind im ambulanten Bereich eben deutlich geringer, erfordern aber auch mehr bürokratischen Aufwand. Im Gegensatz zu den Fallpauschalen, die im stationären Bereich gelten, „muss ambulant alles einzeln aufgelistet, gemeldet und abgerechnet werden“. Grundsätzlich unterscheide man zwischen Muss-Leistungen und Kann-Fällen. Ein Leistenbruch zum Beispiel kann laut Katalog sowohl stationär als auch ambulant operiert werden.
OP-Planung ist eine logistische Herausforderung
So oder so: Die Planung des OP-Managers ist eine logistische Meisterleistung. Im Marienhospital gibt es acht operative Fachkliniken, deren Chirurgen nicht nur im Zentral-OP im Einsatz sind, sondern auch Kapazitäten für die beiden ambulanten OP-Säle zugewiesen bekommen. „Dort gibt es für jeden Tag pro Saal einen festen Operateur und Assistenten“, erklärt Wiebe. Im AOZ wird also nicht ständig zwischen den acht Fachbereichen hin- und hergewechselt. Das heißt aber auch, dass man die Patienten nach Dringlichkeit priorisieren muss. 12 bis 14 ambulante OPs am Tag sind im Durchschnitt möglich. Und wenn ein Patient nicht in den festgelegten Rhythmus der Fachabteilungen passt, könne man notfalls immer noch auf den Zentral-OP ausweichen. „In der Regel aber sind die ambulanten OPs gut planbar und keine Notfälle“, sagt Wiebe. „Und alles, was über die festen Betriebszeiten der Saalbelegung hinausgeht, kann der 24-Stunden-Bereitschaftsdienst übernehmen.“
Ein weiterer positiver Effekt der Stärkung des ambulanten Bereichs: „Man schafft mehr Raum für die schweren Fälle“, so Wiebe. Die meisten Operationen im AOZ werden zwar auch mit Vollnarkose gemacht, aber fast alle Patienten können spätestens zwei Stunden nach dem Eingriff wieder nach Hause gehen. Und falls die Regeneration wider Erwarten doch länger dauern sollte, gibt es ja immer noch als Rückversicherung den stationären Bereich, in den der Patient dann gebracht werden kann.
CHIRURGISCHE FACHBEREICHE im MARIENHOSPITAL
Die acht chirurgischen Fachkliniken, deren Ärzte sowohl im Zentral-OP als auch im AOZ operieren, sind im Einzelnen: Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie / Gefäßchirurgie, vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie / Gynäkologie und Geburtshilfe / Hand-, Mikro- und rekonstruktive Brustchirurgie / HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie / Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie / Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumalogie / Plastische Gesichtschirurgie