Mit diesem lassen sich Blutgefäße auf einem Monitor sichtbar machen und behandeln. Und Dank seiner neuen Technik können erstmals im Marienhospital auch Eingriffe an Gehirngefäßen vorgenommen werden. Etwa um Folgen eines Schlaganfalls zu kurieren.
Angiografie funktioniert ähnlich wie Röntgenaufnahmen
„Aber während Röntgengeräte Standbilder machen, kann ein Angiografiegerät Bewegtbilder erzeugen und diese während der Untersuchung auf einem Monitor anzeigen“, so Professor Dr. Markus Zähringer. Er ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Marienhospital.
Fast 100 Jahre alte Technik
Mittels Angiografie können Blutgefäße sichtbar gemacht werden. Die erste Angiografie am lebenden Menschen wurde schon 1923 durchgeführt. Auch am Marienhospital werden Angiografiegeräte schon seit Jahrzehnten eingesetzt. Eines steht im Operationssaal der Gefäßchirurgen, eines in Professor Zähringers Abteilung, der Radiologie. Die vorhandenen Angiografiegeräte wurden im Oktober 2021 durch ein drittes mit neuer Technik ergänzt.
Im Gegensatz zu den bisherigen verfügt es über zwei Aufnahmeebenen. Vereinfacht ausgedrückt: Zwei Röntgenkameras können Gefäße aus beliebigen unterschiedlichen Winkeln gleichzeitig auf dem Monitor abbilden. „Gefäße können so zeitgleich beispielsweise von oben und von der Seite sichtbar gemacht werden“, sagt Markus Zähringer. Das erleichtert sowohl die Diagnose als auch die Therapie.
Hilfe bei Schlaganfall
Dank der neuen Technik werden demnächst auch neuroradiologische Eingriffe im Marienhospital durchgeführt. Darunter versteht man Behandlungen etwa am Gehirn. Profitieren werden davon vor allem Schlaganfallpatienten. Viele Schlaganfälle entstehen, weil sich Hirngefäße unter anderem durch Ablagerungen oder Blutpfropfe verengen. Das Gehirn wird dann nicht mehr richtig durchblutet und Teile sterben ab. Die Ablagerungen lassen sich bei einem noch frischen Schlaganfall oft gut entfernen, sodass die Erkrankung für den Patienten weniger folgenreich bleibt.
Auch in feinen Gefäßen Ablagerungen entfernen
Die sogenannte Thrombektomie (Entfernung von Blutpfropfen) ist ein sehr schonendes Verfahren, das ohne große Schnitte und Verletzungen auskommt. Der Patient spürt von dem Eingriff nichts, da er sich in Narkose befindet. Der Arzt führt bei der Thrombektomie einen dünnen Schlauch (Katheter) durch einen kleinen Schnitt in der Leisten- oder Armbeuge über die Blutgefäße bis ins Gehirn. Für die Navigation dienen ihm die Live-Bilder des Angiografiegeräts.
Auf dem Monitor sichtbar werden die Gefäße und der Blutfluss darin durch das Einspritzen von Kontrastmittel. Feine Instrumente, die durch den Katheter geführt werden und den Pfropf beseitigen und/oder ein Stent machen die Gefäße wieder blutdurchlässig. „Die Hirngefäße, die wir so behandeln, haben einen Durchmesser von nur 1,5 bis 3 Millimeter. Weil das neue Angiografiegerät uns die behandelte Region aus zwei Perspektiven zeigt, ist gewährleistet, dass die feinen Gefäße bei dem Eingriff nicht verletzt werden“, so Professor Zähringer.
Strahlenbelastung nochmals wesentlich verringert
Als Markus Zähringer 2006 ans Marienhospital kam, führte er bereits die angiologisch unterstützte Aufdehnung der Beingefäße ein. Diese wird bei Durchblutungsstörungen in den unteren Extremitäten nötig, die zur sogenannten Schaufensterkrankheit führen. Die Beine schmerzen dann beim Gehen schon nach wenigen Schritten. Wie bei einem Schaufensterbummel müssen Betroffene daher alle paar Meter stehen bleiben.
Vorteile hat das neue rund 1,5 Millionen Euro teure Gerät für Patienten mit einer solchen Erkrankung sowie für Patienten mit einem Verschluss der Bauch- oder der Halsschlagader und anderen Gefäßkrankheiten. „Die Strahlenbelastung von Angiografiegeräten ist zwar ohnehin – besonders wegen der oft nur kurzen Eingriffe – nicht sehr hoch“, so Professor Zähringer. „Aber bei unserem neuen Gerät ist sie nochmals um 90 Prozent geringer als bei älteren, die vor fünf oder sechs Jahren auf den Markt kamen“, sagt er.