Der Ausbau von Behandlungen unterschiedlichster Krebserkrankungen im Marienhospital benötigt nicht nur kompetente Fachärzte. Auch das Pflegepersonal muss entsprechend geschult sein. „Bei der Fachpflege Onkologie handelt es sich um eine hoch spezialisierte zweijährige Fachweiterbildung, die viel Engagement erfordert“, erklärt die Pflegedienstleiterin Martina Elser.
Auf verschiedenen Stationen eingesetzt
Acht Pflegerinnen und Pfleger zählen zu ihrem Fachteam, das auf verschiedenen Stationen im Einsatz ist: der HNO, der Gynäkologie, der Chirurgie etwa, aber auch auf den Palliativstationen. Jede Pflegefachkraft ist einer Station zugewiesen, aber: „Theoretisch kann jeder von uns alle onkologischen Patienten im Haus betreuen“, sagt Susanne Gütler, „wenn wir das denn immer hinbekommen würden“. Denn: Bei acht onkologischen Pflegekräften im Dreischichtbetrieb sind die Möglichkeiten, sich gegenseitig zu vertreten, begrenzt.
Ein großer Fortschritt für die Arbeit ist, dass die Fachkräfte seit einigen Monaten zu 50 Prozent freigestellt sind. Das heißt, die eine Hälfte der Arbeitszeit sind sie auf „ihren“ Stationen, die andere Hälfte „können wir gezielter auf Patienten zugehen und schauen, wo es einen besonderen Bedarf gibt“, sagt Tina Wagner. Allerdings muss sie einräumen, dass die 50 Prozent frei einteilbare Zeit nicht immer wirklich netto sind, da die Pflegekräfte auch an Klinik- und Tumorkonferenzen teilnehmen.
Das Aufgabengebiet ist sehr vielfältig
Zu den vielfältigen Aufgaben zählen vor allem das Organisatorische, die Dokumentation von Therapieverläufen, die Überwachung der Ernährung und die Unterstützung der behandelnden Ärzte. Darüber hinaus ist jedoch die psychoonkologische Komponente wichtig. „Wir stellen andere Fragen als viele unserer Kolleginnen und schauen aus einem anderen Blickwinkel“, sagt Susanne Gütler, die auf der Palliativstation arbeitet. Ihre Erfahrung: „Viele Patienten sind oft sehr dankbar für Kleinigkeiten, und sei es nur, dass man sich ein bisschen mehr Zeit nimmt.“
Aber an so mancher Belastung gibt es nicht viel zu beschönigen. „Wir sehen sehr viel Leid, bei dem wir uns auch mal die Frage stellen, was wir bewirken können, wenn wir den Patienten begleiten“, sagt die Pflegedienstleiterin Martina Elser. Da gelte es, die Balance zu finden und auf die eigene psychische Gesundheit zu achten, wie Susanne Gütler anmerkt. „Aber im Team lässt sich vieles offen ansprechen und auch mal sagen: Damit komme ich gerade nicht zurecht.“
Mit Emotionalität umgehen lernen
Obwohl inzwischen Krebstherapien häufiger ambulant durchgeführt werden, gibt es insbesondere auf den Palliativstationen Patienten, die länger da sind und zu denen eine engere persönliche Beziehung entsteht. Auch zu den Angehörigen, die mal mehr, mal weniger Betreuung benötigen – und dem Team dankbar sind. Susanne Gütler erzählt, dass die Witwe eines Verstorbenen ein halbes Jahr später Osterhäschen vorbeibrachte, jedes mit dem Namen der Mitarbeitenden versehen. Besonders positive Erlebnisse sind natürlich auch, wenn sich nach einer Untersuchung herausstellt, dass der Patient tumorfrei ist. Ein „Gänsehautmoment“, wie Marija Spildener sagt.
Aber bei allen emotionalen Erlebnissen: „Natürlich muss man funktionieren“, sagt Susanne Gütler. In menschlicher und in fachlicher Hinsicht. Sei es bei der Begleitung von Chemotherapien, was viel mit Erfahrung zu tun habe, wie Franziska Scheuing sagt. Oder sei es laut Marija Spildener im Austausch mit den Ärzten auch mal das Diskutieren wegen eines anderen Schmerzmittels. Schließlich sind die onkologischen Pflegekräfte als erste Ansprechpartner näher und häufiger beim Patienten.
WEITERBILDUNG ONKOLOGISCHE PFLEGE
Voraussetzung ist eine mehrjährige Berufserfahrung als Gesundheits- und Krankenpfleger oder Altenpfleger. In der Weiterbildung müssen mindestens 2.350 Stunden Praxiserfahrung in verschiedenen Abteilungen einer Klinik gesammelt sowie 720 Stunden Theorie absolviert werden. Im theoretischen Teil wird in medizinischen Bereichen fortgebildet, zum Beispiel Urologie, Gynäkologie und Hämatologie, sowie in spezieller onkologischer Pflege, etwa Chemotherapie, Lymphdrainage und Hospizversorgung. Auch die psychoonkologische Pflege nimmt mit Aspekten wie Krankheitsbewältigung und Sterbebegleitung einen großen Raum ein. Der Abschluss besteht aus einem schriftlichen und mündlichen Teil sowie aus einer praxisrelevanten Prüfung.