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Aktuelles

PET/CT: Sehen, was andere nicht sehen

Mit dem neuen PET/CT-Gerät der Nuklearmedizin im Marienhospital Stuttgart können viele Erkrankungen noch genauer erkannt und behandelt werden.

Probeliegen, bitte: Privatdozentin Dr. Susanne Eschmann (links) und ihre Assistentinnen am neuen PET/CT

Probeliegen, bitte: PD Dr. Eschmann (links) mit Team am neuen PET/CT

Mit dem neuen PET/CT lassen sich Metastasen (wie hier im Lymphknoten der Achsel; orange markiert) und Karzinome noch besser erkennen (

Metastasen und Karzinome lassen sich so noch besser erkennen

Schneller, besser, gesünder – das sind vereinfacht zusammengefasst die ­Vorteile, die das neue PET/CT-Gerät im Marienhospital mit sich bringt. Etwas ausführlicher gesagt, benötigen die Untersuchungen weniger Zeit. Statt wie beim alten Gerät bis zu 40 Minuten lang muss ein Patient nun höchstens noch eine Viertelstunde in der Röhre liegen. Die Bildqualität ist noch höher auflösend, und das radioaktive Mittel kann geringer dosiert werden.


Das Marienhospital immer vorneweg

PET/CT vereint, wie der Name andeutet, zwei Untersu­chungs­methoden in einem Gerät. Geläufiger ist die Abkürzung CT für Computertomografie. Sie liefert anatomische Informationen zum Beispiel über Organver­änderungen. PET steht für Positronen-­Emissions­-Tomografie und ist ein nuklearmedizinisches Verfahren, das Stoffwechselprozesse im Gewebe erkennt.

„Wir hatten schon 2009 als eines der ersten Häuser einen PET/CT“, sagt ­Dr. Susanne Eschmann, Ärztliche Direktorin der Nuklearmedizin am Marienhospital. Das analoge Gerät ist vor Kurzem durch ein digitales der neuesten Generation ersetzt worden. Auch hier ist man wieder Vorreiter im Südwesten des Landes: Abgesehen von den Unikliniken steht das einzige Gerät dieser Art im Marienhospital. „Wir wollen PET/CT ­verstärkt einsetzen, denn es ist eine der wichtigsten Untersuchungsmethoden in der Onkologie“, erläutert die Medizinerin.


Was genau wird mit einem PET/CT gemacht?

„Wir markieren zum Beispiel Glukose schwach radioaktiv, spritzen die Substanz in eine Vene und verfolgen dann, wo sie hingeht“, erklärt Dr. Eschmann. Der sogenannte Tracer ist ein Spurenstoff, der bestimmte Stoffwechselvorgänge darstellt, ohne selbst einzugreifen. „Bei einem Lungenkarzinom ist ein PET/CT die mit Abstand sensitivste Untersuchungsmethode“, sagt die Nuklearmedizinerin über ihr Forschungsthema an der Uni Tübingen. Bei einem Viertel der schon durchleuchteten Patienten wurden mit dieser Methode noch Metastasen entdeckt. Heutzutage werde nahezu kein Lungenkrebspatient mehr operiert, ohne dass man ihn nicht vorher mit einem PET untersucht habe.


Nicht nur Diagnostik, sondern auch bessere Therapieplanung

Auch Tumoren, die von benachbarten Schwellungen und Entzündungen nur schwer abzugrenzen sind, können so genau lokalisiert werden. Etwa im Kopf- oder Halsbereich ist dadurch eine exaktere Bestrahlungsplanung oder eine gezieltere Operation möglich. Ein ­weiteres Beispiel unter vielen Einsatz­mög­lichkeiten ist Morbus Hodgkin, ein bösartiger Tumor im Lymphsystem. Von diesem sind häufig jüngere Menschen betroffen. Bei ihnen kann mithilfe eines PET/CT der Bestrah­lungsplan oder die Chemotherapie besser individuell angepasst werden.

Zur Aufgabe der Nuklearmedizin gehört aber nicht nur die Diagnose. „Das, was man gefunden hat, kann man auch gleich spezifisch behandeln“, so Dr. Eschmann. Zum Beispiel lässt sich bei Prostatakrebs der gängige, mit Lutetium markierte Tracer PSMA zur Therapie einsetzen. Dessen radioaktive Strahlung hindert die Krebszellen am Wachstum oder tötet sie ab.


Nuklearmediziner sind auf enge Kooperationen angewiesen

„Der Umgang mit offenen radioaktiven Stoffen ist ausschließlich der Nuklearmedizin vorbehalten“, erklärt Dr. Esch­mann den Unterschied zum Beispiel zur Radiologie. Das erfordert profunde Kenntnisse in Physik und Medizin. Und man müsse über alles Bescheid wissen: nicht nur über Strahlenkinetik oder wie man sich bei Verunreinigung mit radioaktiven Stoffen (Kontaminationen) verhalte. Durch die Zusammenarbeit mit vielen Fachgebieten müsse man sich eigentlich in allen medizinischen Berei­chen gut auskennen.

Wie alle Nuklearmediziner ist sie eine Fachexpertin, die überall dringend gesucht werden. 6.000 Untersuchungen mache sie im Jahr, allein das PET/CT habe sie seit 2009 mehr als 12.000 Mal eingesetzt. Hier nimmt das Marienhospital eine Vorrangstellung ein, denn nicht jedes Haus will sich so ein mehrere Millionen Euro teures Gerät leisten. ­Deswegen gibt es sehr enge Koopera­tio­nen mit Kliniken in Esslingen, Ludwigsburg, Bietigheim und Göppingen. Sie alle schicken ihre Patienten zum PET/CT ins Marienhospital. Paradox: Der Bedarf steigt, und obwohl die Vorteile dieses Geräts wortwörtlich immer sichtbarer werden, sind die Kassen nur bei wenigen Indikationen bereit, dafür die Kosten zu übernehmen.
 

NUKLEARMEDIZIN am MEDIZINISCHEN VERSORGUNGSZENTRUM
Neben dem PET/CT gehören vier Gammakameras und zwei Sonografiegeräte zur nuklearmedizinischen Ausstattung im Marienhospital Stuttgart. Untersucht und behandelt werden auch Nieren- und Schilddrüsenfunktionen sowie Herz­erkran­kun­gen und rheumatische Beschwerden. Die Nuklearmedizin ist Teil des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) am Haus mit seinen 28 Ärzt­innen und Ärzten.
Die ambulante Versorgungseinrichtung des Krankenhauses ist eine 100-prozentige Tochter der Vinzenz von Paul Kliniken gGmbH. Ihr gehören auch die Bereiche Chirurgie (Allgemein-, Gefäß-, Unfall-), Gynäkologische Onkologie, Innere Medizin (Angio­­logie, Gastroenterologie, Rheumatologie), Strahlentherapie und HNO an. Die gemeinsame Trägerschaft ermöglicht Patienten bei komplexen Therapien einen nahtlosen Übergang zwischen ambulanter und stationärer Betreuung.

 

Zur Nuklearmedizin

Zum Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ)