Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat daher bereits 1999 den Tag gegen den Schlaganfall ins Leben gerufen. Er findet seitdem jährlich am 10. Mai statt. Das Marienhospital nimmt den Tag zum Anlass, über sein neues umfassendes Angebot zur Patientenversorgung zu informieren.
Deutlich verbesserte Prognose
„Die Prognose hat sich insgesamt deutlich verbessert“, sagt Dr. Nora Pagel, Oberärztin der Klinik für Neurologie und Leiterin der Schlaganfalleinheit (Stroke-Unit) im Marienhospital. Sie berichtet von Patienten mit Gefäßverschlüssen und sehr schwerer Symptomatik, bei denen etwa eine Körperseite gelähmt oder das Sprachvermögen komplett weg war. „Aber wenn die Betroffenen früh genug kommen und umfassend behandelt werden, können viele von ihnen danach wieder nach Hause gehen“, so Pagel. Professor Dr. Alfred Lindner, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurologie im Marienhospital, betont: „Schlaganfall-Medizin ist Teamwork. Entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Behandlung sind eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit und auch die kurzen Wege im Haus.“
Leistungsspektrum durch Neuroradiologie erweitert
Ein wichtiger Baustein zur noch besseren Versorgung ist die neue personelle und technische Ausstattung im Marienhospital. Ende 2021 wurde ein zweites hochmodernes Angiografiegerät angeschafft, mit dem sich unter anderem Gefäßverschlüsse behandeln lassen. Dazu hat der Neuroradiologe Dr. Johannes Waidelich ein Team rund um Professor Dr. Markus Zähringer aufgebaut. Letzterer ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie. Der häufigste Grund für einen Schlaganfall ist ein Blutgerinnsel, das ein Blutgefäß verstopft. Mit dem neuen Angiografiegerät lässt sich das Gerinnsel (Thrombus) im Gehirn genau lokalisieren. Und wird dann mittels Katheter aus der Hirnarterie gewissermaßen herausgezogen bzw. herausgesaugt.
Aber längst nicht alle Schlaganfälle müssen so behandelt werden. Dr. Nora Pagel schätzt, dass es um die zehn Prozent seien. Bei vielen Patienten mit geringeren Symptomen genüge eine systemische Therapie mit Medikamenten. So oder so: Jede Minute zählt. Denn ist die Versorgung im Gehirn zu lange unterbrochen, kann es zu irreparablen Schäden oder zum Tod kommen. „Die Information, wie lange eine bestimmte Symptomatik besteht, ist ganz wichtig für uns. Dadurch können wir beurteilen, welche Therapien durchzuführen ist“, so Dr. Pagel.
Mehr als 800 Schlaganfallpatienten im Jahr werden im Marienhospital versorgt. Viele sind höheren Alters, aber auch junge Patienten sind keine Seltenheit. Wichtig sei vor allem, nach den Ursachen für den Schlaganfall zu forschen. Denn nicht immer sind Bluthochdruck, Bewegungsmangel, Vorhofflimmern, Diabetes, Rauchen oder Alkohol der Auslöser. Grundsätzlich merkt Dr. Pagel an: „Ein hoher Anteil der Patienten hat Risikofaktoren, die man durch die Lebensführung reduzieren kann.“
Beschwerden, die auf einen Schlaganfall hindeuten können
Häufige Symptome eines Schlaganfalls sind Seh-, Sprach- und Verständnisstörungen, starke Kopfschmerzen, Schwindel mit Gangunsicherheit ebenso wie Taubheitsgefühle und Lähmungen. Selbst wenn die Symptome schnell wieder abklingen, kann es sich um eine sogenannte transitorische ischämische Attacke handeln. Also einen leichten Schlaganfall, dem ein weiterer schwererer folgen kann. Dr. Nora Pagel weiß zwar auch vom einen oder anderen Fehlalarm zu berichten, rät aber: „Lieber einmal zu oft den Rettungsdienst rufen als zu lange warten.“