Obwohl schon im Rentenalter, wollte es Dr. Thomas Leyener im Frühjahr 2020 noch einmal wissen. Nach elf Jahren als Leiter des Bildungszentrums im Marienhospital füllte er die neu geschaffene Stabsstelle Unternehmenskultur aus. Schon zuvor hatte er unter dem Motto „Werte leben“ neue Ansätze wie Führungskräfteentwicklung, Konfliktmanagement und eine Referentenstelle für vinzentinische Spiritualität mit auf den Weg gebracht.
Die Werte der Ordensschwestern weiterleben helfen
In dem von vielen Konzernen benutzten Begriff Unternehmenskultur stecken im Marienhospital also auch viele christliche Werte. Schließlich handelt es sich um ein katholisch geprägtes Haus, „jedoch kein katholisches Krankenhaus in dem Sinne, dass hier jeder Katholik sein muss“, sagt Leyener. Im Grunde gehe es darum, die Werte der Ordensschwestern weiterzuleben und dafür zu sorgen, „dass sie geordnet übergehen ins gesamte Haus“. Leyener stellt fest: „Immer mehr wird Kirche nicht nur dort gelebt, wo ein Kirchturm steht und eine Glocke bimmelt.“
„Hoffnungsstur“ und „lösungsfinderisch“ sein
Wie kommen christliche Werte in einer modernen, offenen Gesellschaft an? Diese Fragestellung beschäftigt auch Dr. Dirk Steinfort. Seit Juli dieses Jahres liegt es hauptamtlich an ihm, die Stabsstelle Unternehmenskultur im Marienhospital mit Leben zu füllen. Seinen Vorgänger kennt er schon aus früheren Zeiten in der Diözese Rottenburg. Steinfort, 56, leitete zuletzt zehn Jahre lang die Katholische Erwachsenenbildung in Böblingen. Seine neue Aufgabe gehe er „mit Demut und Respekt“, aber auch mit Humor an. „Das gehört zum Thema Resilienz – dass man manche Dinge auch humorvoll betrachten kann“, sagt Steinfort. Er stammt aus Duisburg und bringt somit eine Portion Ruhrpott-Geselligkeit ins Haus. Und auch zwei schöne Wortschöpfungen: „hoffnungsstur“ und „lösungsfinderisch“.
„Das Haus ist gut aufgestellt“
Schon in den ersten Schnuppertagen habe er den besonderen Geist im Marienhospital gespürt und welche Kulturen in einer konstruktiven Unternehmenskultur so alles drinstecken: Willkommens-, Aufmerksamkeits- und Miteinanderkultur etwa; den Patienten gegenüber habe Steinfort eine Achtsamkeitskultur bemerkt.
Und Dr. Thomas Leyener? Dieser sieht das Haus gut aufgestellt oder – um bei einem weiteren und ursprünglichen Wortsinn von Kultur zu bleiben: Er habe den fruchtbaren Boden umgepflügt und das Feld bestellt. Nun könne er mit seinen 67 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Das heißt: So ganz geht er ja doch nicht. Eines der Projekte für den passionierten Großvater laute zwar „mit dem Sechstklässler Latein lernen“. Ein anderes skizziert Dr. Thomas Leyener aber so: „Es gibt hier viel historisches Material, das noch nicht aufbereitet ist. Ich darf also einen Schlüssel zum Marienhospital behalten.“