Die Fragen reichten von der Vorbeugung über die Diagnose bis zur Behandlung verschiedener Krebsarten. Zu Professor Denzlingers Team gehören weitere 13 Ärztinnen und Ärzte. Behandelt werden von ihnen alle Arten bösartiger Tumorerkrankungen. Dazu gehören neben Brust- und Darmkrebs auch Lungen-, Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie viele weitere Krebsarten.
Ich leide an Lungenkrebs. In einem Forum las ich, dass Vitamin B17 Tumoren tötet. Sollte ich das Vitamin zusätzlich zu meiner normalen Krebstherapie einnehmen?
Prof. Denzlinger: B17 ist kein Vitamin. Das ist ein Fantasiename, den sich die Menschen ausgedacht haben, um dieses Mittel anzupreisen. Ganz ähnliche Präparate werden auch unter den Handelsnamen Amygdalin und Laetril verkauft. Alternativ bieten manche Anbieter auch bittere Aprikosenkerne an. All diese Substanzen wandeln sich im Darm zu Blausäure um. Es gibt keinerlei Hinweise, dass Aprikosenkerne oder die anderen genannten Medikamente Krebs heilen. Sicher ist aber, dass sie in höheren Dosen den Körper vergiften können. Die Mittel können zu schweren Symptomen wie Übelkeit oder Erbrechen bis hin zu Atemnot und Tod führen. In der EU sind die Stoffe nicht als Arzneimittel zugelassen, werden aber dennoch über dubiose Kanäle vertrieben.
2019 wurde ich wegen Krebs an der Prostata operiert. Zwei Jahre lang war alles gut, aber jetzt hat der Krebs in Wirbelsäule und Becken gestreut. Mein Arzt empfiehlt eine Antihormontherapie. Ist das aus Ihrer Sicht sinnvoll, und welche Nebenwirkungen hat sie?
Prof. Denzlinger: Man kann Krebserkrankungen wie die Ihre mit einer Antihormontherapie oft über viele Jahre hinweg gut in Schach halten. Eine mögliche Nebenwirkung ist Osteoporose, also eine Schwächung der Knochen. Wahrscheinlich empfiehlt Ihnen Ihr Arzt oder Ihre Ärztin daher auch Maßnahmen, welche die Widerstandsfähigkeit der Knochen erhalten. Dazu gehören Bewegung, Vitamin D, Calcium und gelegentlich auch Medikamente wie Bisphosphonate oder Denosumab.
Seit 1998 wurde ich zweimal wegen Darm-und zweimal wegen Brustkrebs behandelt, war dann aber länger tumorfrei. Meine Tumormarker sind jetzt plötzlich erhöht. Bedeutet dies, dass ich wieder Krebs habe?
Prof. Denzlinger: Tumormarker sind Stoffe, die von Krebszellen gebildet werden, etwa bestimmte Eiweiße, Hormone oder Antigene. Sie lassen sich im Blut und Urin nachweisen. Ist ein Tumormarker erhöht, bedeutet das aber nicht zwangsläufig, dass jemand Krebs hat. Sie sollten sich daraufhin untersuchen lassen, ob es in Ihrem Körper erneutes Tumorwachstum gibt. Wenn das nicht der Fall ist, muss keine unmittelbare Behandlung erfolgen. Ihr Arzt sollte erhöhte Tumormarker aber regelmäßig im Auge behalten und durch andere Untersuchungsverfahren ergänzen. Das ist wichtig, damit man frühzeitig reagieren kann, falls es zu einem Rückfall kommen sollte.
Ich hatte Brustkrebs, der sich aber gut behandelt ließ. Danach habe ich mich recht wohlgefühlt. Nach einem Jahr trat jetzt aber ein Tochtergeschwulst im Gehirn auf. Früher hieß es, wenn erst solche Metastasen kommen, sei es hoffnungslos. Mein Arzt sagt aber, man könne auch Metastasen heute gut behandeln. Aber stimmt das auch?
Prof. Denzlinger: Ja, im Gegensatz zu vor dreißig oder vierzig Jahren kann man bei vielen Krebsarten auch Metastasen, also Tochtergeschwulste in anderen Organen, inzwischen oft gut behandeln. Manchmal kann man sogar metastasierenden Krebs heilen oder in zumindest nahezu so gut in den Griff bekommen wie Bluthochdruck oder Diabetes. Wenn es gelingt, den Tumor zurückzudrängen oder am Wachsen zu hindern, kann man trotz Krebs noch jahre- oder jahrzehntelang ein gutes Leben führen. Sofern Ihre Hirnmetastase an einer Stelle sitzt, wo man sie gut entfernen kann, ist das unter Umständen eine Aufgabe für einen Neurochirurgen. Ein zusätzlicher Nutzen einer solchen Operation wäre, dass die Eigenschaften des entfernten Tumorgewebes genau analysiert und speziell darauf abgezielte Behandlungen ausgewählt werden können. Dazu gehören zum Beispiel Antihormon- oder Immuntherapien. Lässt sich die Metastase nicht entfernen, kann man sie häufig dennoch durch eine Bestrahlung unschädlich machen. Auch eine Kombination von Bestrahlung, Operation und gegebenenfalls zusätzlichen Medikamenten kann sinnvoll sein.
Ich hatte 2020 Brustkrebs. Es geht mir wieder gut, ich fühle mich aber nach der anstrengenden Therapie noch ziemlich schlapp. Ich möchte jetzt mit meinem Mann nach Ischia fahren, dort Fango, Wasseranwendungen und Massagen genießen. Spricht etwas dagegen? Was kann ich noch für meine Kräftigung tun?
Prof. Denzlinger: Nein, es spricht nichts gegen Ihre Reise, und ich hoffe, Sie und Ihr Mann werden sie genießen. Vorsichtig sein sollten Sie lediglich mit Fango und anderen Wärmeanwendungen auf der Armseite, wo der Tumor saß. Eine starke Erwärmung des Gewebes kann nämlich bleibende Lymphödeme erzeugen. Das sind Flüssigkeitsansammlungen, die zu Schwellungen im Arm, Rötungen etc. führen. Nach einer Krebserkrankung ist eine Reha oft empfehlenswert. Ziel ist dabei vorrangig die Wiederherstellung der Ressourcen, die durch Krebs und Krebstherapie beansprucht wurden. Sinnvoll sind insbesondere Übungen zum Muskelaufbau und zur Verbesserung der eigenen Kondition. Diese Maßnahmen haben erhebliche krebsbekämpfende Eigenschaften. Bewegung und Training sollten daher neben ausgewogener Ernährung besonders für Krebspatienten wichtige Komponenten des täglichen Lebens sein. Sie helfen, einem Rückfall oder einer weiteren Krebserkrankung vorzubeugen.
WIE SIE KONTAKT AUFNEHMEN KÖNNEN
Professor Dr. Claudio Denzlinger ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 3 am Marienhospital. Neben seiner Privatsprechstunde bietet er zusammen mit seinem Ärzteteam verschiedene Spezialsprechstunden an. Weitere Informationen
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